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«Als Grufti id Stifti» Vom Fotografen zum Bus-Mechaniker

Jürg Müller war Werkzeug-Maschinist, Chauffeur und Pressefotograf. Nun ist er 54 – und begeisterter Bus-Mechaniker-Lehrling. «Wer die Chance hat, etwas Neues zu lernen, sollte offen dafür sein», sagt er in der «Espresso»-Serie «Als Grufti i d Stifti».

Steckbrief

Name: Jürg Müller
Alter:54
Urspr. Beruf:
Werkzeug-Maschinist, Chauffeur und Pressefotograf
Lehre als:
Automobilfachmann Nutzfahrzeug
Lehrbeginn:2014
Lehrbetrieb:Bernmobil

Herausforderung:Schulstoff wie das Ohmsche Gesetz – U = R x I.
Fazit:
Ich würde es wieder genau gleich machen. Die neue Herausforderung spornt mich an, sie zeigt: Es geht noch etwas!
Tipp: Wer die Idee hat, nach 40 nochmals eine Lehre zu machen, soll es einfach probieren. Klar spielen die Finanzen eine grosse Rolle, aber wer die Chance hat, etwas Neues zu lernen, sollte offen dafür sein.
Audio
«Als Grufti id Stifti»: Vom Fotografen zum Bus-Mechaniker
aus Espresso vom 22.01.2016. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 8 Sekunden.

Mit 54 Jahren noch Lehrling? In der Bus-Werkstatt der städtischen Verkehrsbetriebe Bernmobil hat man sich längst an die besondere Stellung von Jürg Müller gewöhnt.

Er ist zwar «erst» im dritten Lehrjahr als Bus-Mechaniker oder wie es heute offiziell heisst: Automobilfachmann Nutzfahrzeuge. Aber die Kollegen und Vorgesetzten behandeln ihn wie einen normalen Mechaniker. «Dass ich der Stift bin, ist hier ein Running Gag», sagt Jürg Müller.

Als Fotograf und Chauffeur immer auf Achse

Beruflich etwas Neues machen – dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch Jürg Müllers Leben. Ursprünglich machte er eine Lehre als Werkzeug-Maschinist, dann arbeitete unter anderem als Lieferwagen-, Taxi- und Lastwagenchauffeur, 15 Jahre lang als Pressefotograf und dann als Bus-Chauffeur bei «Bern mobil».

«Espresso»-Serie

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«Espresso» porträtiert jeden Freitag über 40 Jahre alte Hörer, die beruflich nochmals ganz vorn begonnen haben – mit einer Lehre. Mehr

Doch das jahrelange unregelmässige Arbeiten hinterliess Spuren: Jürg Müller litt an Schlafstörungen und anderen gesundheitlichen Problemen.

Der Fall war klar: Jürg Müller brauchte nun eine regelmässige Arbeit, um wieder fit zu werden. Und so kam er zusammen mit seinem Arbeitgeber Bernmobil auf die Idee der Lehre in der Werkstatt. Die Invalidenversicherung unterstützt das Projekt. Jürg Müller: «Anstelle einer Rente zahlt die IV einen grossen Teil meines Lohnes.» Er verdient damit etwa gleich viel wie vor Lehrbeginn.

«Wer die Chance hat, soll es probieren»

Diese Unterstützung und die Aussicht auf eine Festanstellung nach Lehrabschluss erleichtern Jürg Müller die späte Lehre natürlich. «Müsste ich nach der Lehre eine Stelle suchen, würde es heissen: Sie haben jetzt zwar mit 55 eine Lehre, aber keine Erfahrung. Und ich werde ja auch nicht günstiger…»

Die Finanzen würden für ältere Lehrlinge selbstverständlich eine grosse Rolle spielen, sagt Jürg Müller, «aber wer Lust und die Chance hat, nochmals eine Lehre zu machen, soll es probieren.»

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