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Bild 1 von 7Legende: Jürg Müllers Arbeitsplatz: Die Bus-Werkstatt von Bern mobil gleicht einer Autowerkstatt, nur sind manche Einrichtungen natürlich deutlich grösser – zum Beispiel die zwölf Lifte. SRF
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Bild 2 von 7Legende: In der Bus-Werkstatt von «Bern mobil» arbeiten 25 Angestellte und 4 Lehrlinge, einer davon ist der 54-jährige Jürg Müller. SRF
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Bild 3 von 7Legende: Jürg Müller greift zum grossen Schrauber: Der Lehrling schraubt damit gleich ein Bus-Rad ab. SRF
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Bild 4 von 7Legende: Zum grossen Service an diesem Gas-Bus gehört die Computer-Diagnose. Jürg Müller: «Ich persönlich bin ja eher ein Freund alter Mechanik.» SRF
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Bild 5 von 7Legende: Der Name ist klar – aber die Funktion? «Dass ich hier der Stift bin, ist ein Running Gag. Man behandelt mich wie einen normalen Mechaniker», sagt Jürg Müller. Auch sein Chef sagt: «Es tut nichts zur Sache, ob er Lernender oder Ausgelernter ist: Er ist älter und erfahren, und das macht Manches einfacher, weil er weiss, was er will.» SRF
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Bild 6 von 7Legende: Jürg Müller war dabei – als Pressefotograf. In seinem früheren Job machte 1997 zum Beispiel dieses Bild von Bundespräsident Arnold Koller und Nelson Mandela. Der Staatsbesuch des südafrikanischen Präsidenten gehört für Jürg Müller zu den grössten Erlebnissen bei der Fotoagentur Keystone. (Bild: Keystone, Jürg Müller) Keystone
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Bild 7 von 7Legende: Bild am Rande des Staatsbesuchs: Fotograf Jürg Müller (links) mit Staatspräsident Nelson Mandela und TV-Journalist Heinrich Müller. (Bild: Privatarchiv) zvg
Mit 54 Jahren noch Lehrling? In der Bus-Werkstatt der städtischen Verkehrsbetriebe Bernmobil hat man sich längst an die besondere Stellung von Jürg Müller gewöhnt.
Er ist zwar «erst» im dritten Lehrjahr als Bus-Mechaniker oder wie es heute offiziell heisst: Automobilfachmann Nutzfahrzeuge. Aber die Kollegen und Vorgesetzten behandeln ihn wie einen normalen Mechaniker. «Dass ich der Stift bin, ist hier ein Running Gag», sagt Jürg Müller.
Als Fotograf und Chauffeur immer auf Achse
Beruflich etwas Neues machen – dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch Jürg Müllers Leben. Ursprünglich machte er eine Lehre als Werkzeug-Maschinist, dann arbeitete unter anderem als Lieferwagen-, Taxi- und Lastwagenchauffeur, 15 Jahre lang als Pressefotograf und dann als Bus-Chauffeur bei «Bern mobil».
Doch das jahrelange unregelmässige Arbeiten hinterliess Spuren: Jürg Müller litt an Schlafstörungen und anderen gesundheitlichen Problemen.
Der Fall war klar: Jürg Müller brauchte nun eine regelmässige Arbeit, um wieder fit zu werden. Und so kam er zusammen mit seinem Arbeitgeber Bernmobil auf die Idee der Lehre in der Werkstatt. Die Invalidenversicherung unterstützt das Projekt. Jürg Müller: «Anstelle einer Rente zahlt die IV einen grossen Teil meines Lohnes.» Er verdient damit etwa gleich viel wie vor Lehrbeginn.
«Wer die Chance hat, soll es probieren»
Diese Unterstützung und die Aussicht auf eine Festanstellung nach Lehrabschluss erleichtern Jürg Müller die späte Lehre natürlich. «Müsste ich nach der Lehre eine Stelle suchen, würde es heissen: Sie haben jetzt zwar mit 55 eine Lehre, aber keine Erfahrung. Und ich werde ja auch nicht günstiger…»
Die Finanzen würden für ältere Lehrlinge selbstverständlich eine grosse Rolle spielen, sagt Jürg Müller, «aber wer Lust und die Chance hat, nochmals eine Lehre zu machen, soll es probieren.»