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30.08.2011: Die Mär der hohen Schweizer Löhne
Aus Kassensturz vom 30.08.2011.
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Arbeit Die Mär der hohen Schweizer Löhne

Es ist ein vielgehörtes Argument der Branche: Die Preise seien in der Schweiz auch darum so hoch, weil unsere Löhne höher sind als im Ausland. Tönt logisch, ist aber falsch. Die Arbeitskosten sind zumindest im Detailhandel tiefer als im Ausland.

Es ist unbestritten: Die Löhne in der Schweiz sind höher als im Ausland. Rund 3700 Franken betragen die Mindestlöhne für Angestellte im Detailhandel in der Schweiz. Das ist wenig. Doch im Vergleich mit dem Ausland viel. Das Institut BAK Basel beziffert den Unterschied bei den Bruttolöhnen im Detailhandel zwischen der Schweiz und Deutschland auf rund 30 Prozent.

Tiefere Lohnnebenkosten in der Schweiz

«Doch bereits wenn man die Lohnnebenkosten berücksichtigt, also Sozialleistungen und Versicherungen, die der Arbeitgeber bezahlen muss, verringert sich die Differenz auf 20 Prozent», sagt Urs Müller, Chefökonom vom BAK Basel.  Die Lohnnebenkosten sind in der Schweiz nämlich wesentlich tiefer.

Hohe Produktivität

Doch besonders wichtig sei ein weiterer Faktor: «Entscheidend ist nicht, was ein Mitarbeiter pro Stunde verdient, sondern was er dafür leistet», betont Urs Müller gegenüber «Kassensturz». Und hier zeigen die Zahlen von BAK, dass die Schweiz klare Vorteile hat.

Die Produktivität im Schweizer Detailhandel beträgt pro Arbeitsstunde in der Schweiz fast 49 Franken, in Deutschland jedoch nur 37 Franken. Das heisst: Pro eingesetzte Arbeitsstunde bringen Schweizer Detailhandelsangestellte ihrem Arbeitgeber mehr.

Arbeitskosten: Vorteil Schweiz

«Trotz höherer Bruttolöhne sind die Arbeitskosten in der Schweiz kein Nachteil im Vergleich mit dem Ausland», bringt es Urs Müller auf den Punkt. Die Gründe für die höhere Produktivität in der Schweiz sind gemäss BAK: In den letzten 10 Jahren wurde in der Logistik viel in Rationalisierungen investiert.

Ausserdem spielen längere Arbeitszeiten und weniger Absenzen des Personals eine Rolle. Wichtig sei vor allem die Tatsache, dass pro Arbeitsstunde und Fläche die Schweizer Detailhändler mehr einnehmen.

Überschätzter Einfluss der Löhne

Häufig wird der Anteil der Personalkosten am Preis überschätzt. 61 Prozent machen die Kosten für die Warenbeschaffung aus. Das ist der grösste Kostenblock. Der Anteil des Personals beträgt nur 14 Prozent. Die Löhne sind somit für die Höhe der Preise nicht ausschlaggebend.

BAK-Chefökonom Urs Müller fasst die Rolle der Löhne für die Preisunterschiede gegenüber dem Ausland so zusammen: «Wenn wir die Arbeitskosten betrachten, dann spielen diese praktisch keine Rolle im Verhältnis zum Ausland». Massgebend seien die in der Schweiz höheren Warenbeschaffungskosten.

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