Fiebermesser sind Medizinalprodukte und müssen gemäss Normen präzise messen. Erwartungsgemäss ergeben die «Kassensturz»-Tests im Labor kaum Abweichungen. Nur: Was nützt das, wenn die tatsächlichen Werte beim Messen weit danebenliegen?
Aus Erfahrung wissen viele Anwender, dass es besonders bei Infrarot-Fiebermessern zu groben Ausreissern kommen kann. Ob das am Gerät oder an der falschen Anwendung liegt, ist für die Anwender schwer zu eruieren – und letztlich auch gleichgültig.
Präzise Stabthermometer
Die Aussage von Prüfexperte Thomas Rosemann, Professor und Direktor des Instituts für Hausarztmedizin am Universitätsspital Zürich, bestätigt sich im «Kassensturz»-Praxistest: Am präzisesten schneiden die vier digitalen Stabthermometer bei der Mundmessung ab.
Die Abweichungen der Messungen an der gleichen Person sind sehr gering und im Labor komplett ohne Abweichung. Sie erreichen alle sehr gute Noten von 5,3 bis 5,6. Anders sieht es beim Messen unter dem Arm aus. Die Messresultate bei den gleichen Personen sind gross.
Die Hersteller weisen in ihren Gebrauchsanleitungen denn auch ausdrücklich darauf hin, dass unter dem Arm keine verlässlichen Messungen möglich sind. Zu sehr beeinflussen die Lage des Fiebermessers und weitere Faktoren wie Schweiss das Messresultat.
Ohrthermometer mit grossen Abweichungen
Bei der Ohrmessung stellten die Prüfenden mehr Abweichungen fest trotz aufeinanderfolgenden Messungen bei derselben Testperson: So zum Beispiel beim Duo Scan Thermoval von Hartmann: Im Praxistest ergaben die Messungen an der gleichen Person Unterschiede bis zu 2,6 Grad.
Auch im Labor erhielt das Gerät Abzüge wegen Messabweichungen – als einziges Produkt im Test. Der Duo Scan Thermoval von Hartmann erhält deshalb unter dem Strich nur Note 3,2. Hartmann schreibt «Kassensturz», dass die eigenen klinischen Studien sowohl bei der Anwendbarkeit als auch bei der Messgenauigkeit keine Probleme ergaben und die Einhaltung der Normen bestätigt wurden.
Viele Knöpfe irritieren
Ein besseres Resultat erzielt das Modell FT 70 von Beurer beim Messen am Ohr: Note 4,8. Die Genauigkeit war insgesamt überzeugender. Die vielen Knöpfe fanden die Probanden kompliziert und die Audio-Messangabe unnötig. Sie lässt sie sich immerhin abstellen. Laut Beurer ist diese Funktion für Patienten mit einer Sehbehinderung gedacht.
Am besten bei der Ohrmessung schneidet Thermoscan IRT 6020 von Braun mit Note 5,4 ab. Das Produkt überzeugte mit seiner Genauigkeit, bei der Handhabung und mit einer blitzschnellen Messung. Es handelt sich dabei um den einzigen reinen Ohrthermometer im «Kassensturz»-Praxistest. Die anderen beiden Ohrthermometer können die Temperatur auch an der Stirn messen.
Kontaktlos bei Kindern beliebt
Aus Patientensicht, vor allem bei den jüngsten «Patienten», kommen die kontaktlosen Stirnthermometer, die bei der Messung nicht mal die Haut berühren, am besten an. Sie bevorzugen Fiebermesser ohne Berührung. Doch die Stirnmessung ist äusseren Einflüssen ausgesetzt.
Stirn: Von «ungenügend» bis «gut»
Im «Kassensturz»-Praxistest hat sich vor allem bei einem Modell gezeigt, dass es grössere Abweichungen geben kann. Beim Beurer FT 70 ergaben aufeinanderfolgenden Messungen an derselben Person Abweichungen bis zu 1,4 Grad.
Bei der Stirnmessung erhielt das Gerät eine ungenügende Gesamtnote von 3,6. Bei der Ohrmessung erreicht der gleiche Fiebermesser aber ein «gutes» Gesamturteil. Beurer schreibt in einer Stellungnahme, dass man mit «Kassensturz»-Referenzwert nicht einverstanden sei.
Genügend abgeschnitten hat mit Note 4,1 der reine Stirnthermometer Gentle Temp 720 von Omron, mit 65 Franken das teuerste Produkt im Test. Deutlich besser bei der Stirn der Ohr- und Stirnthermometer DuoScan von Thermoval Note 4,8. Am besten bei der Stirnmessung: der Stirnthermometer «No Touch NTF 3000» von Braun mit Note 5. Überzeugt haben die relativ konstante Messung und das schnelle Resultat.