- Der Christbaum aus der lokalen Waldplantage verursacht die kleinste Gesamt-Umweltbelastung, dicht gefolgt vom Plastikbaum aus China.
- Dünger und Pestizide belasten die Gesamt-Umweltbilanz stärker als der Transport vom Produzenten zum Händler.
- Werden der Mietbaum im Topf, sowie der chinesische Plastikbaum mindestens fünf Jahre eingesetzt, ist ihr CO2-Fussabdruck vergleichbar mit dem von Zuchttannen.
- Der private Transport vom Christbaumhändler nach Hause fällt schwer ins Gewicht und macht den Vorteil eines ökologischen Christbaums rasch zunichte.
Geschnitten, im Topf oder doch aus Plastik? Noch nie wurde die Frage, welche Art Christbaum die ökologischste ist, so heftig diskutiert, wie dieses Jahr.
Was gilt denn nun in Sachen Ökologie beim Christbaum? «Kassensturz» machte den Vergleich bei verschiedenen Baum-Typen.
Niels Jungbluth von der Umwelt-Beratungsfirma ESU-Services hat für «Kassensturz» die Ökobilanz gerechnet. Viele Faktoren spielen eine Rolle: Von der Herkunft der Bäume, über die Art der Aufzucht, bis hin zur benötigten Infrastruktur. Die Herausforderung: Die bisherige Datenlage war arg dünn. Jungbluth ergänzt: «Insbesondere für die Zuchtbäume mussten wir einige Annahmen treffen, weil es hier recht grosse Unterschiede gibt betreffend Spritzmitteln.»
Testtabelle:
Die Plastik-Tanne hat den grössten CO2 Fussabdruck
Zuerst berechnete der Öko-Experte den CO2-Fussabdruck. Annahme: Alle Tannen sind zwei Meter gross. Fazit: Der Baum aus der Waldplantage verursacht gerade mal 700 Gramm CO2-Ausstoss. Die Plastik-Tanne aus China dagegen 29,2 Kilogramm.
Werden sowohl der Miet-Baum, als auch die Plastik-Tanne fünf Jahre benutzt, wird deren CO2-Fussabdruck deutlich geringer und ist nun vergleichbar mit dem der Zuchttannen.
Entscheidend ist der Spritzmittel-Einsatz
Der Anteil des Transports vom Produzenten zum Christbaumverkäufer wird allgemein überschätzt. Werden pro Fuhre 120 bis 150 Tännchen gleichzeitig transportiert, wie im Fall des Topfbaum-Produzenten Schutz im bündnerischen Filisur, dann bleibt die Umweltbelastung des Transports pro Tännchen bescheiden.
Noch extremer ist der Effekt bei der nordeuropäischen Massenproduktion: Mit mehr als 1000 Bäumen pro Lastwagen ist der Anteil des Transports fast unbedeutend.
Die Tännchen aus intensiven Monokulturen haben ein anderes Problem: Die intensive Nutzung von Maschinen und Chemikalien. Der Boden wird gedüngt und das Gras zwischen den Bäumen mit Herbiziden abgetötet. Danach werden die Tännchen energie-aufwändig mit Motorsägen getrimmt und das Wachstum der Spitzen mit giftigen Chemikalien gehemmt. Das alles belastet die Umwelt mit Gift und zeigt sich in der Gesamtumweltbilanz: Der Baum aus der Waldplantage erreicht gute 4800 Umweltbelastungspunkte, dank Aufzucht ohne Chemie. 43'000 Punkte dagegen erreicht die Tanne aus intensiver Zucht. Die Chemie, nicht der Transport macht es aus.
Erstaunlich klein ist die Umweltbelastung durch die Miettanne. Als Topf-Pflanze braucht sie kaum Pestizide. Die Überraschung: Der viel gescholtene Plastikbaum aus China belastet die Umwelt nur unwesentlich mehr als der Waldbaum, der ökologischste Baum im Vergleich.
Was kann ökologischen Weihnachten jetzt noch im Wege stehen? Die Fahrt im Privatauto: Sie ist so umweltbelastend, dass auch der ökologischste Baum nach wenigen Kilometern schlecht dasteht.
«Espresso» vom 18.12.19:
Der teure Mietchristbaum
Eine kleine Nordmanntanne von rund einem Meter Höhe kostet zur Miete schnell dreimal mehr, als eine geschnittene Tanne. Die Produzenten begründen dies mit der aufwändigen Pflege. Es gebe aber schon Kunden, die sich ob dieser teuren Preisen wundern. Was diese meist nicht wüssten: Die Mietbäume bleiben während dem ganzen Jahr im Topf.