Das Westschweizer Konsumentenmagazin «Mieux Choisir» hat zwölf Energydrinks auf Zucker- und Säuregehalt sowie auf Zusatzstoffe getestet. Alle Drinks halten die gesetzlichen Höchstwerte ein. Die Tester vergaben aber für diese Getränke keine Bestnoten: «Red Bull Sugarfree» schnitt mit 59 von 100 Punkten vergleichsweise am besten ab, erreichte aber bloss die Gesamtbewertung «genügend».
So wurde bewertet
- pH-Wert: Im Labor wurde der Säuregehalt der Drinks mittels pH-Test gemessen. Die Säure, welche den Drinks beigemischt wird, verleiht ihnen ein frisches Aroma. Der tiefe pH-Wert greift aber auch die Zähne an. Das kann zum Abbau von Zahnschmelz führen.
- Zucker: Energydrinks sind wahre Zuckerbomben. Im Schnitt enthält eine 250ml-Dose sieben Stück Würfelzucker. Die beiden zuckerfreien Drinks im Test enthalten als Ersatz Süssungsmittel. Deren empfohlene Tagesmenge wird relativ schnell überschritten, weshalb auch Süssungsmittel zu Minuspunkten führten.
- Zusatzstoffe: Der Grossteil der Drinks enthalten Taurin und Glucuronolacton. Beide Stoffe, werden im menschlichen Körper produziert. In den Energydrinks werden die Zusätze als Fitmacher für Körper und Geist verkauft. Ob und wie genau ihre zusätzliche Aufnahme wirkt, ist in der Wissenschaft umstritten. Im Test gab es deshalb Abzug für jene Drinks, die beide Stoffe enthalten.
Zwei Drinks ungenügend
Von den zwölf untersuchten Produkten erhielten Prix Garantie von Coop und R-Energy von Rockstar ungenügende Noten. Beide Getränke enthalten die Zusatzstoffe Taurin und Glucuronolacton und sehr viel Zucker. Auf Anfrage von «Kassensturz» erklärt Coop, man habe die Formulierung des Drinks jüngst geändert. Im neuen Produkt sei kein Glucuronolacton mehr enthalten.
Das Produkt von Rockstar verschwindet bald vom Schweizer Markt. Dieser Entscheid stehe aber «in keiner Weise im Zusammenhang mit der Qualität des Getränkes», heisst es beim Vertreiber.
Gut vermarktetes Zuckerwasser
Energydrinks sind beliebt. Genaue Zahlen geben Hersteller und Verkäufer nicht preis. Eine Nachfrage bei den Grossverteilern zeigt aber: Die Verkaufszahlen steigen und an den Kiosken von Valora gehören die Dosen zu den Top Fünf der Kaltgetränke.
Barbara Pfenniger, Journalistin beim Konsumentenmagazin «Mieux Choisir» erklärt den Erfolg mit einer cleveren Marketingstrategie: «Es hat mich sehr beeindruckt, wie ein chemischer Cocktail aus aromatisiertem Zuckerwasser, Koffein und anderen exotischen Zutaten durch Marketing so begehrt wurde.»
Markengetränke wie Red Bull, Monster oder Rockstar verstehen es geschickt, ihre Marke mit positiven Attributen wie Mut, Stärke und Erfolg zu verbinden. Durch Sponsoring von Sportanlässen oder einzelnen Athleten wird der Energydrink mit den Eigenschaften der Sportler verbunden. «Dadurch reicht es, einen Energydrink zu trinken, um die positiven Gefühle selber zu erfahren», erklärt Barbara Pfenniger.
Nicht zum Sport trinken
Dass die bunten Aludosen als ideale Begleiter für den Sport verkauft werden, darüber kann Ernährungsberaterin Beatrice Conrad nur den Kopf schütteln: «Die Drinks sind viel zu stark konzentriert und geben dem Körper die beim Sport verlorene Flüssigkeit nicht zurück. Wenn man ein Sportgetränk möchte, ist verdünnter Fruchtsaft oder ein isotonisches Getränk die bessere Variante. Aber für die meisten, die nicht regelmässig und nicht viel Sport treiben, reicht auch Wasser.»
Sieben Zuckerwürfel sind per Gesetz vorgeschrieben
Das Schweizer Verordnungsrecht schreibt übrigens vor, dass Getränke unter dem Namen Energydrink mindestens 190 kJ oder 45 kcal/100 ml enthalten müssen. Für eine 250ml-Dose bedeutet das: Mindestens sieben Stück Würfelzucker. Das zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) schreibt dazu: «Wie der Name Energydrink impliziert, sollte ein solches Produkt auch Energie liefern und nicht nur wegen dem Koffein aufputschend wirken.»