Andi Braschler will nicht klagen. Sein Geschäft mit den Fischen läuft gut. Aber: «Würde ich nur Felchen und Egli fischen, hätte ich schon längst kapitulieren müssen.» Der 51-Jährige fischt seit rund 30 Jahren im Zürichsee. Die Fischerei hat er von seinem Vater übernommen und sich im Lauf der Zeit den Gegebenheiten angepasst. So fängt er heute auch vermehrt sogenannte Weiss- bzw. Ruchfische wie Rotaugen (Schwale), Brachsmen oder Schleien: «Die haben zwar viele Gräte, aber wenn man sie ‹verwolft› und Fischstäbchen daraus macht, kann man die wunderbar essen», so Braschler.
Fischereibetriebe geben auf
Die Fischerei ist kein Nine-To-Five-Job: Noch vor 4 Uhr morgens ist Andi Braschler meist auf dem See unterwegs und holt die Netze mit den gefangenen Fischen ein. Danach wird der Fang verarbeitet und am späteren Nachmittag muss er wieder auf den See um die Netze auszulegen: «Ja, das sind lange Tage und es ist viel Herzblut dabei», sagt er.
Doch Herzblut allein reicht nicht: Viele Schweizer Fischereibetriebe mussten wegen sinkender Fangerträge aufgeben oder können ihre Leidenschaft nur noch als Hobby betreiben. Besonders am Bodensee bangen die verbliebenen Fischer um ihre Existenz.
Das Problem der Berufsfischerinnen und -fischer sind die fehlenden Nährstoffe. Die Kläranlagen waschen das Wasser derart rein, dass die Seen quasi zu sauber sind. Die Fische finden zu wenig Nahrung, entsprechend schrumpfen die Bestände.
Gegen Subventionen wehre ich mich.
Braucht es also für die Berufsfischerei Subventionen wie in der Landwirtschaft? «Dagegen wehre ich mich», sagt Andi Braschler. Er befürchtet, dass mit den Subventionen auch strenge Vorschriften kommen würden – zum Beispiel, an wie vielen Tagen gefischt werden darf. «Für mich ist das die letzte Option.»
Es ist eine Generationen-Aufgabe, verschmähte Fische schätzen und vor allem verwerten zu lernen.
Auch für Hobbyfischer eine Herausforderung
Existenziell sind die Sorgen der Hobbyfischerinnen und -fischer nicht. Trotzdem beschäftigen die veränderten Fischbestände auch sie: «In früheren Forellen-Gewässern dominiert heute beispielsweise der Alet», sagt David Bittner, Geschäftsführer des Schweizerischen Fischereiverbands. «Es ist eine Generationen-Aufgabe, diese verschmähten Fische schätzen und vor allem verwerten zu lernen.»
Es braucht also ein Umdenken: Nicht nur auf Seiten der Fischer, sondern auch bei den Konsumentinnen und Konsumenten. «Das muss man geschickt forcieren», so Bittner. So könnte man den Leuten beispielsweise bewusst machen, dass jeder wild gefangene Fisch, der weder gefüttert noch mit Medikamenten behandelt wurde, «ein absolutes Bioprodukt» sei.