Der Bootsplatz – das knappe Gut! Wer in Schaffhausen einen Liegeplatz auf dem Rhein will, wartet 30 oder 40 Jahre auf einen der begehrten «Pfosten». Rund 270 gibt es, und oft werden diese seit Generationen innerhalb der Familie weitergegeben.
Der beliebte «Trick» ist passé: Babys dürfen nicht mehr auf die Warteliste
Aktuell sind 291 Personen auf der offiziellen Warteliste. Vor einigen Jahren war diese noch doppelt so lang. Seit die Stadt 30 Franken Gebühr pro Jahr verlangt, hat sich die Anzahl der Interessenten reduziert. Ebenfalls nicht mehr möglich ist der beliebte «Trick», seine Kinder quasi ab Geburt für einen Bootsplatz anzumelden. Bootsplatzanwärterinnen müssen heute volljährig sein.
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Bild 1 von 8Legende: Romeo Bettini ist als Bereichsleiter Sicherheit und öffentlicher Raum oberster Hüter der offiziellen Bootsplatz-Warteliste in Schaffhausen. SRF
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Bild 2 von 8Legende: Rund 270 Bootsplätze – sogenannte Pfosten – gibt es in Schaffhausen. Und sie sind begehrt – knapp 300 Personen sind derzeit auf der Warteliste SRF
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Bild 3 von 8Legende: Vor einem Jahr kam für Lorenz Beleffi das lang ersehnte Telefon – der 71-jährige erhielt nach 40 Jahren Warten einen eigenen Bootsplatz. SRF
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Bild 4 von 8Legende: Weil die Familie den alleruntersten Bootsplatz erhalten hat, müssen sie ihren Weidling zuerst zu Fuss flussaufwärts ziehen – man sagt dem Treideln. SRF
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Bild 5 von 8Legende: Nach einer halben Stunde ist es soweit – Sohn Babtiste stachelt uns gegen den Strom rheinaufwärts. SRF
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Bild 6 von 8Legende: Gewusst wie – wer einen Weidling will muss Stacheln und Rudern können. SRF
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Bild 7 von 8Legende: Um anderen die jahrelange Wartezeit zu verkürzen, überlegt sich die Familie, ihren Weidling mit anderen zu teilen. SRF
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Bild 8 von 8Legende: Auch der Verein «Aktion Rhy» bietet Alternativen zum eigenen Bootsplatz, wie «Boots-Sharing», Tagesmiete oder das Weidlings-Halbtaxabo. SRF
Eine Möglichkeit, um die jahrelange Warterei etwas abzukürzen, ist es, sich zu einem Verein von mindestens 15 Personen zusammenzuschliessen, um einen traditionellen «Weidling» oder ein anderes Boot gemeinsam zu nutzen.
Auf der Wartelistet seit 47 Jahren
Romeo Bettini ist als Bereichsleiter Sicherheit der Stadt Schaffhausen zuständig für die Vergabe der Bootsliegeplätze und oberster Hüter der Warteliste. Er darf «Espresso» so viel verraten: «Die Person auf der obersten Position ist seit 1975 auf der Warteliste.» Das heisst, seit 47 Jahren.
Erstaunlich: Es gibt auch Leute, die sagen nach Jahren der Warterei nein. «Das gibt es tatsächlich, dass ich anrufe und die Person sagt, ach nein, im Moment nicht. Dann rufe ich halt die nächste Person auf der Liste an», erzählt Romeo Bettini.
Ich dachte, das erlebe ich nicht mehr.
Kürzlich war es für den 71-jährigen Schaffhauser Lorenz Beleffi so weit: Nach 40 Jahren kam das Telefon, er habe einen Bootsplatz. Zuerst konnte er es gar nicht glauben: «Ich dachte, das erlebe ich nicht mehr.» Doch ein bisschen Wehmut ist herauszuhören: «Man ist jung und wartet auf einen Pfosten, und dann ist man alt, und hat einen…» Seine beiden Söhne haben sich umso mehr gefreut.
Um anderen die lange Wartezeit zu verkürzen, überlegen sie sich, ihren Weidling zu teilen. Auch der Verein «Aktion Rhy» bietet Alternativen zum eigenen Bootsplatz, wie «Boots-Sharing», Tagesmiete oder das Weidlings-Halbtaxabo.