«Wir müssen die Patientin oder den Patienten auf dem Landweg überholen können», erklärt Einsatzleiter Kevin Berger an diesem Trainingsmorgen im St. Galler Rheintal, in der Gemeinde Rüthi. Dies ist nur eine der Herausforderungen einer Rettung im Fluss. Wo eine Bergung stattfinden kann, ist die nächste Herausforderung. Wo lässt die Uferböschung eine Bergung zu? Und: Hat der Patient überhaupt eine Chance im kalten Wasser?
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Bild 1 von 8Legende: Instruktionen auf der Sandbank für Übungen mit dem Stock: Waten im Wasser. SRF
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Bild 2 von 8Legende: Wichtig dabei: Immer zwei der drei Beine, sind es die eigenen oder der Stock, stehen stabil auf dem Flussgrund. SRF
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Bild 3 von 8Legende: Anschliessend wird im Fluss geübt. SRF
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Bild 4 von 8Legende: Radio-Aufnahmen mit einem Teil der SLRG-Lebensretter, Sektion Mittelrheintal in der Gemeinde Rüthi (SG). SRF
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Bild 5 von 8Legende: Einsatzleiter Kevin Berger ist einer Kollegin mit dem Wurfsack behilflich. Dieser kann einer Person zugeworfen werden, darin befestigt ist eine lange Leine, welche sich entwirrt. SRF
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Bild 6 von 8Legende: Auf dem Parkplatz beim Trainingsstandort Büchel heisst es Umziehen: Reinquetschen in die dicken Neopren-Anzüge, Schwimmweste, Handschuhe, Helm, Neoprensocken und Wasserschuhe gehören zur Standard-Ausrüstung. SRF
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Bild 7 von 8Legende: Reporterin Martina Schnyder mit Neopren vor ihrem Selbstversuch durch den 13-Grad kalten Rhein. SRF
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Bild 8 von 8Legende: Einsatzleiter Kevin Berger mit den Lebensretterinnen Kim und Jasmin im Training. Die jungen Frauen kamen letzten Sommer im Tessin zufällig zum 1. Ernsteinsatz. Jasmin (rechts, 21) rettete einen Brückenspringer aus der eiskalten Verzasca: «Zum Glück erwischte ich ihn beim ersten Versuch in 4 Metern Tiefe!». Der junge Mann verdankt ihr sein Leben. SRF
Faustregel: So kalt das Gewässer, so viele Minuten Überlebenschancen
Die Rettung und Bergung in Flüssen birgt mehrere Herausforderungen: Unter anderem kämpfen die Lebensretter gegen die Strömung, beziehungsweise müssen die Fliessgeschwindigkeit eines Gewässers in ihre Interventionen miteinberechnen: «Wasserrettung am Fluss ist dynamisch. Das heisst, wir müssen ein ‹Ereignis› überholen», erklärt Einsatzleiter Kevin Berger der SLRG, Sektion Mittelrheintal.
Ein weiterer Faktor, den es besonders in Flüssen zu beachten gilt: Die tiefen Temperaturen, die zu Unterkühlung führen. Ein menschlicher Körper habe nur so viele Minuten eine Überlebenschance, wie die Anzahl Grad im Wasser. An diesem Samstagmorgen im Juli betrug die Wassertemperatur im Rhein etwa 14 Grad, heisst also, dass nach einer Viertelstunde die Überlebenschancen gleich null sind für einen Ertrinkenden.
Schon einmal vom Bergungstod gehört?
Wenn der Körper unterkühlt ist, werden automatisch nur noch die lebenswichtigen Organe mit Blut versorgt, zuletzt nur noch das Herz. Rettungsschwimmerin Daniela Lippuner erklärt am Trainingsplatz, was viele Laien nicht wissen:
Wenn wir eine bewusstlose Person aus dem Wasser bergen, müssen wir sie eigentlich wie Glas behandeln.
«Wenn wir eine bewusstlose Person aus dem Wasser bergen, müssen wir sie eigentlich wie Glas behandeln.» Sie wird dann möglichst auf einer Bahre der Sanität übergeben. Auf keinen Fall sollte man eine unterkühlte Person stark bewegen und zum Beispiel eine Uferböschung hinaufschleifen. Denn sonst könnte es passieren, dass das kalte Blut aus den Gliedmassen zum Herz gelangen: «Dann kann es zu einem Herzstillstand kommen, ein sogenannter Bergungstod.»
Was sollen Laien im Notfall tun? Und was nicht?
Laut SLRG-Einsatzleiter Kevin Berger ist das Wichtigste die Alarmierung, sobald eine Person in Not gesichtet worden ist in einem Fluss: «Uns hilft bei der Alarmierung via Notrufzentrale, eine möglichst präzise Angabe über den Standort. Und es hilft auch, wenn man selbst nicht hinterherspringt», unter Umständen habe man dann zwei Ertrinkende.
Weitere Informationen und Tipps:
Wichtig sei es auch, dem Verunglückten zu signalisieren, dass man ihn gesehen und dass man Hilfe angefordert habe. «Und dann mit ihm mitlaufen, mitrennen, je nach Strömung», ergänzt der Profi. Sollte man einen Rettungsring sichten, einen langen Ast, ein Seil, das man zuwerfen könne, dann sollte man das natürlich versuchen. Nie solle man übrigens einem Hund hinterherspringen. Meist würden die Tiere wieder einen Ausstieg finden.