22 Uhr: Ein heisser, schwüler Sommerabend in der Stadt St. Gallen. Der Feierabendverkehr ist längst durch. Ein kurzes Sommergewitter ist über die Ostschweiz gezogen, jedoch ohne Auswirkungen auf den Verkehr. Entsprechend ruhig ist es in der Leitstelle der Verkehrsbetriebe St.Gallen VBSG. Thomas Ruepp, Leiter Produktion, plant bereits die Einfahrten ins Depot.
25 Fahrzeuge sind aktuell noch unterwegs. 12 davon kehren innert acht Minuten dicht nacheinander ins Depot zurück. Diese Einfahrt muss ganz genau geplant und exakt koordiniert sein. Der Platz im Depot ist äussert knapp. Dicht an dicht müssen die Busse geparkt werden. Die Reihenfolge muss stimmen, sonst gibt es ein Chaos im Morgenverkehr. Diese letzten 12 Busse fahren nach 1 Uhr nachts im Depot ein.
Vor Mitternacht ist es relativ ruhig im Depot. Ab und an fährt ein Bus ein. Bei der Einfahrt muss der Chauffeur seinen Bus aussen waschen und allenfalls tanken – je nach Bus natürlich.
Anschliessend reinigt die Putzequipe die Busse von innen. Eine Herkulesaufgabe, welche heute von drei Personen erledigt wird. Zwischen 20 Uhr und 4 Uhr müssen alle 90 Busse innen sauber gemacht werden, damit sie am frühen Morgen wieder einsatzbereit sind. 45 Busse vor der Pause, 45 nach der Pause.
Kurz vor Mitternacht nimmt mich Betriebsleiter Michael Augsburger mit zum Hauptbahnhof. Wir fahren mit einem Bus zum Depot – die letzte Fahrt. Das Bild, das wir in der Leitstelle erhalten haben, bestätigt sich: Es ist ein ruhiger Mittwoch. Die Nacht hat sich längst über die Stadt gelegt, es sind kaum mehr Menschen unterwegs. Busse halten und fahren wieder los. Die Fahrer winken ihrem Chef zu. Man kennt sich hier in St.Gallen.
Fitim Rexhepi, 31 Jahre alt, seit drei Jahren Chauffeur bei den VBSG, nimmt uns mit auf seine letzte Fahrt. Sein Bus ist leer und auch auf den letzten Haltestellen will niemand mehr einsteigen. Dann ist es so weit: Der Feierabend ist in Sicht. Fitim Rexhepi fährt die Rampe zum Depot hoch – und ist prompt zu spät. Wir haben uns am Hauptbahnhof verplaudert. Fahrdienstleiter Thomas Ruepp rennt mit dem Funkgerät zwischen den Bussen hin und her. Alles muss jetzt stimmen. Ruepp dirigiert Rexhepi vorbei an den anderen Bussen. «Ich brauch dich ganz vorne», so die klare Ansage.
Es ist eng. Fitim Rexhepi hat keine Zeit mehr zum Plaudern. Er manövriert seinen langen Trolley-Bus geschickt an seinen Kollegen vorbei und schliesst zentimetergenau auf den vorderen Bus auf. Ein Bus nach dem anderen fährt ein, bis es nach wenigen Minuten wieder ruhig wird. Die Motoren sind aus, das Tor geschlossen. Feierabend. Ausser für die Putzequipe, welche sich nun an die Arbeit machen kann.