«Dank Claudia Schweizer und den anderen Mitarbeiterinnen der Kinder-Spitex konnten wir überhaupt nach Hause mit Levi», erzählen die Eltern des zweijährigen Jungen. Ein halbes Jahr lang ab Geburt war er im Kinderspital. Wegen eines Gendefekts kann er nicht schlucken. Damit man Schleim und Speichel schnell absaugen kann, atmet der Kleine durch einen Luftröhrenschnitt unterhalb des Kehlkopfs.
Ernährt wird er über eine Sonde, direkt in den Dünndarm. Levi braucht rund um die Uhr Überwachung und Betreuung. Auch wenn es für alle immer wieder schwierig war und ist, dass ständig auch noch eine «fremde» Person in den eigenen vier Wänden ist.
Wer bezahlt?
Vier von sieben Nächten deckt die Kispex bei dieser Familie ab, drei Nächte machen die Eltern allein. Auch tagsüber sind Mitarbeiterinnen der Kispex stundenweise bei der Familie. Unterdessen bezahlt die IV die Einsätze der Pflegefachfrauen. Die Kispex-Einsätze sind in anderen Fällen teilweise auch von der Krankenkasse abgedeckt. Und Claudia Schweizer von der Kinder-Spitex ergänzt: «Für ungedeckte Einsätze, die es leider immer wieder gibt, springt der Spendenfonds der Kispex ein.»
Mit der Kinder-Spitex unterwegs
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Bild 1 von 10Legende: Claudia Schweizer von der Kispex kontrolliert den Notfallrucksack für unterwegs jede Nacht: Ist alles Material vorhanden und sind die Ablaufdaten noch in Ordnung? SRF
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Bild 2 von 10Legende: Levis Bäbi hat auch einen Luftröhrenschnitt. Gut sichtbar die gebogene Kanüle, welche unterhalb des Kehlkopfs eingeführt wird und in die Luftröhre gelangt. SRF
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Bild 3 von 10Legende: Claudia Schweizer demonstriert am Bäbi das Wechseln des Stoffbandes, welches die Kanüle fixiert. Dieser Wechsel passiert täglich, am Patienten machen sie das immer zu zweit. SRF
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Bild 4 von 10Legende: Das Bändeli muss satt um den Hals liegen, damit sich das Kind die Kanüle nicht selbst rausreissen kann. SRF
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Bild 5 von 10Legende: Das Kinderzimmer ist auch ein Spitalzimmer- Ganz wichtig die Überwachung des Sauerstoffgehalts im Blut SRF
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Bild 6 von 10Legende: Der zweijährige Levi erhält auch während der Nacht Nahrung, via Sonde direkt in den Dünndarm. SRF
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Bild 7 von 10Legende: Die Pflegefachfrau der Kispex kennt das Kinderzimmer der kleinen Patienten wie ihre Hosentasche und findet auch im Dunkeln die nötigen Utensilien. SRF
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Bild 8 von 10Legende: Bei einer Kontrolle greift der Kleine nach der Hand der vertrauten Kispex-Mitarbeiterin SRF
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Bild 9 von 10Legende: Auch Streicheleinheiten brauchen die kleinen Patienten in der Nacht, wenn Mama und Papa nebenan schlafen und Kraft tanken. SRF
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Bild 10 von 10Legende: Levi atmet in dieser Nacht selbständig und braucht keinen zusätzlichen Sauerstoff. Es ist auch eine ruhige Nacht für die Kispex-Mitarbeiterin. SRF
«Ich fühle mich als eine Art Eindringling»
Um 22 Uhr beginnt die erfahrene Kinder-Pflegefachfrau ihren Dienst, er dauert bis sechs Uhr morgens. Die Eltern sind bereits im Pyjama und fertig für die Nacht, wenn sie kommt. Eine kurze Übergabe der wichtigsten Informationen zu Levi folgt, und dann schliesst sich die Schlafzimmertür der Eltern. «Ich stelle mir das sehr schwer vor, ‹fremde› Personen so nah in die eigenen vier Wände hereinzulassen», sagt die 53-jährige Claudia Schweizer einfühlsam. Sie gebe sich deshalb Mühe, wenig Geräusche zu machen, das Licht immer gedämpft zu lassen und möglichst unsichtbar zu sein.
«Nachts kann ich zueschaffe»
Für den kleinen Levi und seine Eltern ist die Arbeit der Pflegefachfrauen lebenswichtig. Während sich die Eltern erholen können, überwacht Claudia Schweizer seine Werte. Hat er genug Sauerstoff im Blut? Wie hoch ist sein Puls? Muss Schleim abgesaugt werden? Sie kontrolliert sämtliche Geräte, jede Nacht. Und falls Levi plötzlich in eine akute Not kommt, weckt sie die Eltern und bespricht mit ihnen das weitere Vorgehen.
Die Nachtarbeit habe sie schon immer geliebt: «Früher machte ich problemlos sieben Nächte am Stück», erzählt sie lachend. Heute sei das etwas anders. Die Schlafqualität sei nicht mehr dieselbe. Sie arbeitet ein bis zwei Nächte pro Woche, was sich mit ihrer eigenen Familie bestens kombinieren lasse. Die Arbeit in der Nacht gefalle ihr deshalb, weil sie ungestört «zueschaffe» könne. Gleichzeitig sei sie auf sich allein gestellt: «Das scheint mir auch die grösste Herausforderung».