Eine Leinwand, Platz fürs Publikum und hinter den Zuschauerinnen und Zuschauern bis zu zehn speziell ausgestattete Trainingsrollen. Dort werden Velos von Personen aus dem Publikum eingespannt. Ans Hinterrad ist jeweils ein Generator gekoppelt, der Strom für die Speicherbatterie liefert, an welcher unter anderem der Beamer angeschlossen ist.
Kinoausrüstung auf dem Lastenvelo
Der Zürcher Verein Vélorution – eine Gruppe von meist jungen Velofans – tingelt mit dieser Idee mittlerweile durchs ganze Land. Das Velokino-Team liefert die gesamte Kinoausrüstung mit Lastenvelos frei Haus. Die Veranstalterinnen – Kulturvereine, Schulen oder Freizeitzentren – sorgen für den Raum oder Outdoor-Platz, für Snacks und Getränke, und sie wählen den Film aus.
Die Anlässe sind in der Regel gratis, mit einer Kollekte für das ehrenamtlich tätige Kinoteam. Zusätzlich zahlen die Veranstaltenden auch eine Entschädigung für dessen Aufwand. Diese Entschädigung passe man jeweils dem Budget der Organisatorinnen und Organisatoren an, sagt Tim Durisch, einer der Gründer des Velokinos.
Gemeinschaftserlebnis mit Aha-Effekt
Ziel des Projektes ist es, ein Gemeinschaftserlebnis mit Aha-Effekt zu kreieren: Nur schon, um den Strom für einen solchen Filmabend zu generieren, ist viel Manpower nötig – letztlich für eine mickrige Menge Strom, die auf dem Markt höchstens ein paar Rappen wert wäre.
«Espresso» hat eine Open-Air-Vorführung an der Universität Irchel in Zürich besucht. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sind begeistert: «Eine coole Idee!»
Eine Ärztin im Publikum wünscht sich, dass es auch Fitnessgeräte für den Heimgebrauch gäbe, die Strom generieren, etwa für den Fernseher: «Das wäre gut für die Fitness, und wir hätten weniger Übergewicht und weniger Depressionen.»
Viel Aufwand für wenig Ertrag
Mit Fitnessgeräten Strom erzeugen – liesse sich das Konzept des Velokinos nicht auch auf die Fitness im Alltag ausweiten? Anthony Patt, Energiewissenschafter an der ETH Zürich sieht wenig Chancen dafür, dass das Fuss fassen könnte: «Es könnte Spass machen, zu wissen, dass man selber Strom herstellen kann. Aber die Menge, die man persönlich herstellen kann, ist sehr klein, und es würde sich finanziell auch überhaupt nicht lohnen.» Wesentlich sinnvoller sei es zum Beispiel, in eine Photovoltaikanlage zu investieren.
«Espresso» fragt auch bei der bekannten Fitnessgeräte-Herstellerin Kettler nach: Man habe noch keine Fitnessgeräte im Sortiment, «die Strom erzeugen und autark funktionieren», schreibt die Medienstelle. Auch habe man sich in der Branche umgehört, ob es dies allenfalls bei einem anderen Hersteller schon gebe. Auch hier: Fehlanzeige.
Bei der Firma Trisport, welche Fitnessgeräte diverser Marken für den Heimgebrauch verkauft, nennt man mehrere Gründe dafür: Zum einen sei die durchschnittliche Leistung eines solchen Gerätes «absolut nicht ausreichend» für Haushaltsanwendungen. Ausserdem seien diese Technologien sehr teuer und der Preis für solche Geräte wäre auch entsprechend höher.