Ein Ehepaar aus dem Baselbiet trinkt gerne Valser. Er mit Kohlensäure, sie lieber ohne. Deshalb stehen auf dem Esstisch des Paars jeweils eine Flasche «Prickelnd» und eine Flasche «Still». Per Zufall studiert der Ehemann die graue und die grüne Etikette und bemerkt: Im normalen stillen Valser sind viel weniger Mineralstoffe drin.
Die stille Variante ist quasi wie Leitungswasser. Das finde ich komisch.
Während Valser Prickelnd rund 1900 Milligramm Mineralstoffe pro Liter enthält, sind es bei der normalen stillen Variante lediglich rund 230, also etwa achtmal weniger. Calcium ist in der prickelnden Variante fast zehnmal mehr drin. Magnesium sogar 30 Mal mehr. Der Valser-Kunde ist erstaunt. «Die stille Variante ist quasi wie Leitungswasser. Das finde ich komisch.»
Die Mineralstoffe im Mineralwasser kommen daher, dass das Wasser von der Quelle durch Gestein fliesst und dadurch die entsprechenden Stoffe löst. In der Regel sind zwischen 500 und 2000 Milligramm Mineralstoffe und Spurenelemente im natürlichen Mineralwasser, zum Beispiel Magnesium, Lithium, Natrium, Kalium, Calcium, Ammonium etc. Alles Stoffe, die die Mineralwasser-Produzenten gerne als besonders «wertvoll» bewerben.
Mineralien und Spurenelemente werden als Mehrwert verkauft
Mehr als 900 Millionen Liter natürliches Mineralwasser tranken die Menschen in der Schweiz im Jahr 2022. Und der Verband der Mineralwasserhersteller betont regelmässig die Vorteile gegenüber Leitungswasser. Auch im Frühjahr 2023 wieder: «Wasser ist nicht gleich Wasser», hiess es in einer E-Mail: «Natürliches Mineralwasser steht für Qualität. Seine Naturbelassenheit, die Mineralien und Spurenelemente verschaffen ihm einen Mehrwert.»
Eine Botschaft, die auch beim Valser-Kunden aus dem Kanton Basel-Landschaft längst hängen geblieben ist. Für ihn ist Wasser mit mehr Mineralstoffen drin wertvoller: «Die Hersteller machen ja so viel Reklame, dass Mineralwasser gesund sei, dass es mehr Magnesium, Calcium und so weiter enthalte.»
Es gibt Leute, die vom Geschmack her ein niedrig mineralisiertes Wasser bevorzugen.
Des Rätsels Lösung: Valser kommt aus unterschiedlichen Quellen
Joachim Stüssi, Leiter Lebensmittelrecht beim Coca-Cola Konzern, zu dem auch Valser gehört, klärt das Rätsel auf: Das normale Valser Still mit durchsichtiger Flasche und grauer Etikette stammt aus einer anderen Quelle als das grüne Valser. Das eine wird auf 1800 Metern über Meer gefasst. Das andere hingegen auf dem Talboden in Vals.
Welches Mineralwasser enthält welche Mineralien?
Aber wieso hat Valser überhaupt zwei Quellen? Wegen des Geschmacks, sagt Joachim Stüssi. «Es gibt Leute, die vom Geschmack her ein niedrig mineralisiertes Wasser bevorzugen. Diese Mineralien spürt man schon auf der Zunge.»
Vor 2011 hatte Valser nur eine Quelle, damals war das stille Wasser tatsächlich identisch mit dem kohlesäurehaltigen. Jetzt gibt es von Valser drei Sorten: Das grüne prickelnde, das graue stille und noch ein blaues stilles «Magnesium & Calcium». Für einmal ist die Lösung des Problems also einfach: Das Baselbieter Ehepaar kauft künftig einfach das Valser blau. Dieses enthält das gleiche Wasser wie das kohlesäurehaltige.