Pflanzenkohle wird ähnlich hergestellt wie Holzkohle für den Grill. Man braucht sie jedoch nicht zum Braten von Würsten: Es ist eine uralte Bodenverbesserungs-Methode, die gerade neu entdeckt wird. Unter Hobbygärtnerinnen und auch Landwirten gibt es einen regelrechten Hype. Pflanzenkohle gilt als Wundermittel für Boden, Pflanzen und Klima. Und auch als gute Verwendung für Gartenabfälle wie Äste und Holz.
Für die Herstellung eignet sich fast jedes Pflanzenmaterial
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Bild 1 von 3. Kursleiter Roman Thaler spürt den Hype – Kurse zum Thema Pflanzenkohle sind im Nu ausgebucht. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 3. Grundsätzlich eignet sich fast jedes Pflanzenmaterial zur Herstellung von Pflanzenkohle – Hauptsache gut getrocknet. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 3. Sogar aus Zapfen kann man Pflanzenkohle machen. Bildquelle: SRF.
Pflanzenkohle ist reiner Kohlenstoff
In der ganzen Schweiz werden mittlerweile Kurse angeboten, wie man Pflanzenkohle selber macht. In der Stadt Zürich zum Beispiel von den Organisationen Bioterra und Grünstadt Zürich. Denn die Herstellung ist nicht ganz einfach. Pflanzliches Material wird mittels Pyrolyse verkohlt: also Glut ohne Rauch und ohne Sauerstoff. Das Ergebnis ist reiner Kohlenstoff, der anschliessend im Boden über hunderte oder gar tausende Jahre gespeichert wird, anstatt in die Atmosphäre zu gelangen. Die Methode gilt deshalb als besonders klimafreundlich.
Es braucht nur zwei leere Pelati-Dosen
Um Pflanzenkohle herzustellen, eignen sich nicht nur getrocknete Äste oder Holz. Es funktioniert grundsätzlich alles verholzte Pflanzenmaterial: auch Laub, Schnitzel, Pellets, Zapfen, Zwetschgen- und Avocadokerne, Dattelsteine, Marroni- oder Baumnussschalen. Hauptsache, es ist alles gut getrocknet.
Für die Herstellung der Pflanzenkohle braucht es einen speziellen Ofen. Ein professioneller Pyrolyseofen kostet ab 900 Franken. Für Anfänger reicht aber auch ein selbst gebautes Modell aus zwei grossen Pelati-Dosen.
«Wie Holz-Tetris»
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Bild 1 von 4. Um Pflanzenkohle herzustellen braucht es spezielle Öfen – hier selbstgebastelte Modelle aus Pelatidosen. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 4. Das Befüllen des Ofens ist wie Holz-Tetris – es sollten möglichst wenig Hohlräume entstehen. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 4. Sobald das Material durchgekohlt ist, löschen wir den Ofen mit der Spritzkanne ab. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 4. So sieht die fertige Pflanzenkohle aus – inklusive schwarzer Finger. Bildquelle: SRF.
Frische Pflanzenkohle muss zuerst in den Kompost
Frisch hergestellte Pflanzenkohle darf nicht direkt ins Gartenbeet. Wie ein trockener Schwamm würde sie dort sonst Nährstoffe und Wasser aufsaugen. Bevor das schwarze Gold in den Boden kann, muss es während einiger Wochen mit Kompost vermischt werden, so dass es sich vorher mit Nährstoffen vollsaugen kann. Erst dann kommt die Pflanzenkohle ins Gartenbeet.
«Vor allem magere, sandige Böden profitieren»
In der Schweiz profitierten von einer Zumischung mit Pflanzenkohle vor allem magere, durchlässige, sandige oder trockene Böden, sagt Stefan Baumann vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau Fibl. Bei «normalen» Böden gebe es hingegen keine grossen Effekte. Das Thema Pflanzenkohle sei nicht nur unter Hobbygärtnern ein Hype, sondern auch in der Landwirtschaft.
Vorsicht vor Schad- und Giftstoffen
Allerdings: Ein Wundermittel sei Pflanzenkohle nicht, stellt Stefan Baumann vom Fibl klar. Und man könne dabei auch einiges falsch machen. Zum einen durch eine unsaubere Herstellung. Aber auch, wenn man billige, nicht zertifizierte Pflanzenkohle kaufe. Wenn die Qualität nicht stimme, hole man sich Schadstoffe in den Boden, warnt der Experte. Konsumentinnen und Konsumenten sollten ausschliesslich EBC-zertifizierte Pflanzenkohle kaufen.