Sie rechne nicht mehr damit, dass sie ihr Geld noch zurückerhalte, sagt eine enttäuschte Kundin des Möbel-Shops Nativo. Dieser verkauft vorwiegend online «Designmöbel» – «mit kompetenter Beratung, zu attraktiven Preisen», wie es auf der Internetseite der Firma heisst. Nicht sehr kompetent scheint jedoch der Umgang mit Kundinnen und Kunden zu sein: Vor einigen Jahren berichtete schon der «Kassensturz» über das Möbelgeschäft. Vorwurf damals: Der Laden kassiere Geld, liefere dann aber keine Ware.
Seither haben sich sowohl bei «Kassensturz» als auch beim Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1 regelmässig Nativo-Kundinnen und -Kunden gemeldet, die sehr Ähnliches berichten. Man werde immer wieder vertröstet, die Ware ewig nicht geliefert.
Kundin wartet seit einem Jahr auf Rückzahlung
So auch die Kundin, die nicht mehr mit ihrem Geld rechnet. Im Sommer 2021 hatte sie bei Nativo vier Stühle bestellt. Knapp 1000 Franken hatte sie dafür bezahlt. Versprochene Lieferfrist: Maximal zwölf Wochen.
Es hiess beispielsweise, dem Hersteller würden Rohstoffe fehlen
Doch die Kundin wartete vergeblich: «Es hiess beispielsweise, dem Hersteller würden Rohstoffe fehlen», sagt sie. Immer wieder habe es geheissen, sie brauche noch ein wenig Geduld.
Nach einem halben Jahr war ihre Geduld jedoch zu Ende: «Da verlangte ich mein Geld zurück.» Das war im März 2022 – und das grosse Warten ging von vorne los. «Man hat mich immer wieder vertröstet. Regelmässig hiess es, in spätestens zwei Wochen sei das Geld auf meinem Konto.» Es waren leere Versprechungen, weshalb sich die Kundin schliesslich an «Espresso» wandte.
Neuer Inhaber will Fehler gutmachen
Er kenne die Probleme, sagt Filip Radovic, der nach eigenen Angaben erst seit Mitte 2022 Inhaber von Nativo ist. Am Telefon mit «Espresso» betont er, dass es diese nur in der Schweiz gebe, beziehungsweise gegeben habe. Bei den anderen Nativo-Shops in Europa laufe es gut.
Wir schauen dann, ob wir die Möbel doch noch liefern können – und wenn nicht, gibt es das Geld zurück.
Das Unternehmen ist beispielsweise auch in Österreich tätig. Und einige Internetbewertungen lassen darauf schliessen, dass auch dort längst nicht alle Kundinnen und Kunden vollumfänglich zufrieden sind.
Wie viele Schweizer Kundinnen und Kunden noch auf Möbel oder eine Rückerstattung warten, sei ihm nicht bekannt. Er bitte alle Betroffenen, sich zu melden: «Wir schauen dann, ob wir die Möbel doch noch liefern können – und wenn nicht, gibt es das Geld zurück.» Nativo wolle niemanden hängen lassen. «Schritt für Schritt finden wir für alle eine Lösung.»
«In Zukunft gibt es keine Probleme mehr»
Der Nativo-Inhaber sagt, er wolle es besser machen als seine Vorgänger: «Wir werden zeigen, was ein verantwortungsvolles Unternehmen ist und was guter Kundendienst bedeutet. Wenn Sie sich die Liste unserer aktuellen Kundinnen und Kunden anschauen, finden Sie niemanden, der seine bestellten Möbel nicht erhalten hat. Solche Fälle gibt es nicht mehr.»
Dass «Espresso» erst noch Kontakt hatte mit einem Kunden, der im November 2022 ein Sofa bestellt und erst nach langem Hin und Her erhalten hatte, kontert er mit dem Versprechen: «In Zukunft gibt es keine Probleme mehr.» Hinter diesem Versprechen stehe er.