Nach über 17 Jahren im «Kassensturz»-Studio moderiert Kathrin Winzenried am 19. Dezember 2023 ihre letzte Sendung. Als leidenschaftliche und hartnäckige Journalistin und Interviewerin hat sie sich immer für die Sache der Konsumentinnen und Konsumenten starkgemacht. Sie habe schon immer einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit gehabt, sagt Kathrin Winzenried.
«Espresso»: Kathrin, wie geht es dir vor deiner letzten Sendung?
Kathrin Winzenried: Ehrlich gesagt fühlt sich das jetzt nicht als etwas wahnsinnig Besonderes an. Also kein grosses Drama oder so. Aber es hat etwas Unwirkliches.
Also keine Wehmut?
Ich glaube, die Wehmut ist in dem Moment vorbei, in dem man sich für etwas Neues entschieden hat. Dann endet die Ungewissheit, das Hin- und hergerissen sein. Wenn du dich entschieden hast, geht es vorwärts.
Du hast nun 17 Jahre lang den «Kassensturz» geprägt. Hat die Sendung auch dich geprägt?
Auf jeden Fall! Die Themenvielfalt und die Sensibilisierung für Aspekte, die dir vielleicht nicht so bewusst waren, Ungerechtigkeiten beispielsweise – und das, obwohl ich immer ein starkes Unrechtsempfinden hatte. Ich glaube, meine Haltung hat sich über die Jahre gefestigt: menschlich, hart – aber fair. Das ist heute ein wichtiger Teil von mir.
Du hast in den letzten 17 Jahren oft auch Ratschläge gegeben oder auf Stolperfallen in Geschäftsbedingungen oder Verträgen hingewiesen. Liest du selbst das Kleingedruckte immer ganz genau durch?
Tatsächlich, ja! Aber es gibt auch andere Bereiche, in denen ich hartnäckig bin – sei es, dass ich für mich selbst oder für andere einstehe. Beim Thema Inkassobüros zum Beispiel. Dort muss man ja nur die tatsächlichen Kosten und allfällige Mahngebühren bezahlen. Den ganzen Schrott, den diese Firmen noch an Kosten draufschlagen, kann man bestreiten. Und die hören erst mit ihren Forderungen auf, wenn man sagt, dass man Rechtsvorschlag mache. Natürlich geht es da oft nicht um riesige Beträge, aber was Inkassobüros da machen, sollte man sich wirklich nicht gefallen lassen.
Ich frage mich immer: Wie geht es dem Gegenüber – egal, ob Mensch oder Tier – ist das fair, ist das gerecht?
«Kassensturz» und «Espresso» zeigen immer wieder auch die negativen Auswirkungen der Konsumgesellschaft auf – Billigmode, Vielfliegerei etc. Wie hat das dein Privatleben beeinflusst?
Wenn du so einen Job machst, dann ist irgendwo ein entsprechendes Mindset vorhanden. Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und jeweils gegen Ende Jahr haben wir «gmetzget» – ein paar Tiere für uns selbst. Mit etwa 14 Jahren haben meine Schwester und ich entschieden, dass wir kein Fleisch mehr essen. Und das ist geblieben, dieses Abwägen. Ich frage mich immer: Wie geht es dem Gegenüber – egal, ob Mensch oder Tier – ist das fair, ist das gerecht? Und dafür stehen ja auch Konsumentensendungen wie «Kassensturz» und «Espresso». Da trifft sich also etwas, das gut zusammen passt.
Das Gespräch führte Oliver Fueter.