«Nur gerade sieben Rappen bekommen wir vom lokalen Elektrizitätswerk für unseren Solarstrom. Das ist schon sehr wenig», beklagt sich eine Solaranlagen-Besitzerin. Wie ihr geht es vielen. Sie können zwar den Solarstrom, den sie nicht selbst verbrauchen, ans lokale Elektrizitätswerk (EW) liefern, viel Geld bekommen sie dafür aber nicht.
Unser Angebot hat eingeschlagen wie eine Bombe.
Nun kommt Bewegung in den Markt: Mitte Oktober haben die Centralschweizerischen Kraftwerke CKW angekündigt, sie würden neu Solarstrom aus der ganzen Schweiz kaufen und dafür satte 32 Rappen pro Kilowattstunde (kWh) bezahlen. Bisher konnten Solaranlagen-Besitzer nur ans lokale EW liefern, andere Angebote gab es kaum.
Angebot der Centralschweizerischen Kraftwerke ist ein Volltreffer
«Unser Angebot hat eingeschlagen wie eine Bombe», sagt Jan-Niclas Viebrock, Leiter Produktionsmanagement bei den CKW. «Bis jetzt haben sich gut 1500 Solaranlagenbesitzer gemeldet, die ab 2023 ihren Strom an uns liefern möchten.» Um an die CKW liefern zu können, muss die Solaranlage über einen sogenannten SmartMeter verfügen und mindestens vier Kilowatt Leistung haben.
Stellt sich die Frage, warum die CKW überhaupt so viel Geld für Solar-Strom bieten. Jan-Niclas Viebrock sagt, dass auch die Besitzer von Solaranlagen vom aktuell hohen Strompreis profitieren sollten.
... und die EKZ ziehen die Notbremse
Das Nachsehen haben dafür Elektrizitätswerke, die für den Solarstrom nur sehr wenig bezahlen. Beispielsweise die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ), die nur gerade acht Rappen vergüten. Auf Anfrage des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» gibt die EKZ-Medienstelle zu, dass sie bis jetzt 100 Solarstromproduzenten an die CKW verloren hätten. Nun würden sie auf nächstes Jahr die Vergütung erhöhen, nämlich auf zwölf Rappen pro kWh.
Auch sonst reagieren die EKZ auf die Abwanderung in Richtung Zentralschweiz. In einem Mail, dass gerade an alle Solaranlagen-Besitzer verschickt wurde, steht, dass diese ab 2023 nur noch auf Ende Jahr den Liefervertrag kündigen könnten. Bisher betrug die Kündigungsfrist gerade einmal zehn Arbeitstage.
Das Angebot der CKW ist gut, allerdings orientiert sich die Vergütung am Marktpreis und kann jederzeit wieder sinken.
Beim Verband Swissolar freut man sich über mehr Konkurrenz und bessere Preise für Solarstrom. Allerdings brauche der Ausbau von Solarstrom langfristig Planungssicherheit, sagt Geschäftsführer David Stickelberger: «Das Angebot der CKW ist gut, allerdings orientiert sich die Vergütung am Marktpreis und kann jederzeit wieder sinken.» Darum fordert Swissolar einen schweizweit einheitlichen Preis von mindestens zehn und maximal 20 Rappen. Darüber entscheiden wird das Parlament, das gerade das Energiegesetz revidiert.
Der Verband der Schweizer Elektrizitätsunternehmen VSE wiederum fordert, dass eine zentrale Stelle eingerichtet wird, die den Solarstrom aus der ganzen Schweiz kauft und zu einem einheitlichen Marktpreis vergütet.