Ein Amazon-Kunde nervt sich: Für seinen Kindle von Amazon möchte er die eBook-Ausgabe von Martin Suters neuem Roman «Melody» kaufen. Als Schweizer Kunde müsste er auf Amazon.de jedoch sieben Euro mehr zahlen als ein Kunde aus Deutschland, stellt er beim Einloggen in sein Kundenkonto fest. Das gebundene Buch, das Amazon sogar gratis in die Schweiz liefert, wäre fünf Franken billiger als das eBook zum Downloaden. Er versteht die Welt nicht mehr.
Buchpreisbindung: Gilt nicht für die Schweiz
Was für «Melody» gilt, trifft auch auf Bücher anderer Verlage zu, wie eine Stichprobe zeigt. Erst nach mehrmaligem Nachhaken antwortet Amazon auf die Anfrage des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso» und verweist auf den Verlag. Dieser bestimme den Preis, Amazon müsse die vertraglichen Verpflichtungen einhalten.
«Aufgrund der gesetzlichen Preisbindung darf Amazon in Deutschland das eBook und das physische Buch nur zum vom Verlag festgelegten Euro-Verkaufspreis verkaufen.
Der Diogenes Verlag, der «Melody» herausgibt, widerspricht: «Aufgrund der gesetzlichen Preisbindung darf Amazon in Deutschland das eBook und das physische Buch nur zum vom Verlag festgelegten Euro-Verkaufspreis verkaufen.» In der Schweiz gibt es keine Buchpreisbindung.
Geoblocking-Verbot auch für eBooks
Seit 2022 ist Geoblocking verboten, dies gilt auch für den Kauf von eBooks. Amazon müsste dem Kunden das digitale Buch also zum gleichen Preis verkaufen, egal ob er mit einem Deutschen oder einem Schweizer Konto registriert ist. Amazon äussert sich zum Geoblocking-Verbot nicht und verweist abermals auf den Verlag. Zusammenfassend lässt sich aber sagen: Bei der gebundenen Ausgabe scheint sich Amazon an die Vorgaben des Verlags zu halten – und somit auch an das Geoblocking-Verbot. Nicht so bei der digitalen Version.
Begrenzte Alternativen zum eBook-Kauf
Schweizer Amazon-Kundinnen und -Kunden, die «Melody» etwas günstiger lesen wollen, können sich für die gebundene Ausgabe entscheiden. Eine Alternative wären eigentlich auch Online-Bibliotheken. Allerdings gilt das nicht für das neueste Werk von Martin Suter – dieses gibt es nur begrenzt zum Ausleihen und die Warteliste ist schon so lange, dass man im Moment keine Chance hat. Hinzu kommt, dass Amazon grundsätzlich nur die Ausleihe im eigenen Shop erlaubt. Wer Bücher in einem Kindle-fremden Format lesen will, kann dies nur über Umwege tun. Entsprechende Anleitungen finden sich im Internet.