Bei der Gebäudetechnikfirma Tiziani begann es mit einem Anruf Ende 2022. Ein Mitarbeiter der Firma Stahlhammer beschied dem Chef, man habe im Lager Trennscheiben gefunden, die ihm noch zustünden. Dieser stimmte der Lieferung zu und erhielt 100 Trennscheiben.
Kurz darauf der nächste Anruf von Stahlhammer: Tiziani habe noch ein Guthaben für Trennscheiben zugute. Ob man diese liefern könne? Wieder liess er sich überzeugen. Stahlhammer lieferte 100 Trennscheiben samt Rechnung. Die dritte Lieferung, mit 200 Artikeln, inklusive Rechnung, kam ungefragt. Und noch eine à 300 Stück. Bis heute hat Tiziani alle offenen Rechnungen, über 1000 Franken, beglichen.
Die Buchhalterin von Tiziani erzählt dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso», sie habe im Frühling 2024 bei Stahlhammer interveniert. Dort habe es geheissen, Tiziani hätte ein ganzes «Gebinde» bestellt. «Wie gross das Gebinde ist, konnte man mir nicht sagen.» Und auch eine schriftliche Bestellung hätte man ihr nicht zeigen können. Schliesslich schickte sie die letzte Lieferung zurück. Seither herrscht Ruhe.
Auch Arbeitshandschuhe ungefragt geliefert
Zwei weitere Unternehmen haben sich bei «Espresso» gemeldet. Sie wollen anonym bleiben. Ein Unternehmer schreibt, bei ihm seien ungefragt Trennscheiben der Firma Stahlhammer vor der Tür gestanden.
Der andere schreibt, beim Anruf von Stahlhammer sei von einem Guthaben die Rede gewesen. Man wolle dieses mit Arbeitshandschuhen begleichen: «Anschliessend erhält man aber noch eine Rechnung. Ausserdem werden Monate später weitere Handschuhe geliefert, was anscheinend als Teillieferung abgemacht wurde», schreibt jener Unternehmer.
Stahlhammer-Anwalt: «Erstkundenrabatt ist ein Verkaufsargument»
«Espresso» konfrontiert Stahlhammer mit dem Vorwurf, dass Mitarbeiter am Telefon bewusst von einem Guthaben sprechen. So suggerierten sie, dass noch eine Lieferung offen sei und nun beglichen werde.
Der Anwalt von Stahlhammer schreibt zum Fall der Firma Tiziani: «Es scheint denkbar, dass Herr Tiziani den Erstkundenrabatt, den meine Mandantin (Stahlhammer GmbH, Anm. d. Red.) gewährt, und der von den Mitarbeitern in der Erstkontaktaufnahme auch so als Verkaufsargument erwähnt wird, falsch interpretiert hat.»
Und er ergänzt: «Retournierte Lieferungen werden im System meiner Mandantin storniert.» Die Frage nach dem Gebinde könne er nur unter Vorlage eines entsprechenden Belegs beantworten. «Nicht auszuschliessen ist allerdings, dass es sich um ein Missverständnis handelte.»
Der Anwalt gibt zu, dass ein Stahlhammer-Mitarbeiter in einem anderen Fall bei einem Erstkontakt den angesprochenen Rabatt möglicherweise umschrieben hat: «Es kann sein, dass synonym das Wort Guthaben gefallen ist.»
«Meine Mandantin gaukelt nichts vor»
Auf den Vorwurf verschiedener Firmen, Stahlhammer arbeite mit einer «Masche», schreibt der Anwalt: «Meine Mandantin gaukelt nichts vor, sondern wirbt mit dem Erstkundenrabatt. Meine Mandantin ist stets vollkommen transparent, was die entstehenden Kosten angeht.» Und weiter heisst es, auf Wunsch der Kunden liesse seine Mandantin eine Bestellbestätigung per Mail zukommen.
Stahlhammer sei sich bewusst, dass der Bereich des Telemarketings anfällig für Missverständnisse sei. Deshalb zeige sich Stahlhammer bei Reklamationen kulant. Man biete auch Hand beim Rücksenden der Ware, auch wenn die Frist abgelaufen sei.