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Konsumentenschutz rüffelt Onlineshops wegen Geoblocking
Aus Espresso vom 20.04.2023. Bild: Imago Images / Panthermedia
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Verbot missachtet Konsumentenschutz rüffelt Onlineshops wegen Geoblocking

Auch für bekannte Marken wie Nespresso oder Calida gab es Schelte. Laut Konsumentenschutz haben alle schnell reagiert.

Zwölf Onlineshops haben von der Stiftung für Konsumentenschutz einen Rüffel erhalten, weil sie mutmasslich gegen das Geoblocking-Verbot verstossen haben. Darunter auch bekannte Marken wie Nespresso, Calida, Strellson und Joop. Sie hatten Kundinnen und Kunden aus der Schweiz automatisch von der ausländischen auf die Schweizer Seite mit höheren Preisen geleitet. Im Interview mit «Espresso» sagt Konsumentenschützerin Sara Stalder: «Wichtig ist, dass man uns mutmassliche Verstösse weiterhin meldet, damit wir dem nachgehen können. Allein können wir den Markt nicht überwachen.»

Sara Stalder

Konsumentenschützerin

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Sara Stalder ist Geschäftsleiterin bei der Stiftung für Konsumentenschutz.

SRF «Espresso»: Sara Stalder, was genau haben die von Ihnen kontaktierten Onlineshops falsch gemacht?

Sara Stalder: Bei diesen Shops ist man immer auf der Schweizer Seite gelandet – auch wenn man noch so sehr versucht hat, die deutsche Seite zu erreichen. Das ist ein klarer Verstoss gegen das Geoblocking-Verbot. Erstaunt hat uns, dass wir von fast allen Anbietern sehr schnell eine Antwort bekommen haben. Nur bei einem Shop mussten wir nachfragen. Alle Angeschriebenen haben versichert, sie würden sofort umstellen oder das in nächster Zeit tun – zum Teil ist das auch schon passiert. Wir werden das weiter beobachten.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Noch im Februar 2023 hiess es von der Stiftung für Konsumentenschutz, sie wolle «rund 30» Onlinehändler anschreiben. Nun sind es nur zwölf. Weshalb?

Es gibt einige Fälle, die etwas komplexer sind. Bei diesen müssen wir noch weitere rechtliche Abklärungen machen, allenfalls sogar selbst Bestellungen durchführen, um zu prüfen, ob es sich wirklich um Verstösse handelt. So gibt es Fälle, wo scheinbar Schweizer Zahlungsmittel nicht akzeptiert werden. Oder man kann zwar auf der ausländischen Seite bestellen, aber an die Adressen von Paketdienstleistern wird nicht geliefert. Für diese Fälle brauchen wir mehr Zeit.

Viele Leute verstehen nicht, dass die Onlinehändler uns zwar auf ihren ausländischen Seiten bestellen lassen müssen, aber es keinen Zwang gibt, auch in die Schweiz zu liefern.

Sie haben auch zahlreiche Meldungen erhalten, bei denen sich dann herausstellte, dass es sich gar nicht um einen Verstoss handelt …

Ja, beispielsweise verstehen viele Leute nicht, dass die Onlinehändler uns zwar auf ihren ausländischen Seiten bestellen lassen müssen, aber es keinen Zwang gibt, auch in die Schweiz zu liefern. Ich kann nachvollziehen, dass man das nicht versteht. Die Schweiz hat hier aber die gleiche Regelung wie in der EU – alles andere wäre sehr kompliziert geworden.

Diese Anbieter wollen einfach die Kundinnen und Kunden aus der Schweiz abzocken, man kann es nicht anders sagen.

Aber genau deshalb gibt es auch Stimmen, die sagen, das Geoblocking-Verbot bringe nichts. Wenn man sich nämlich zuerst etwas an eine Adresse in Deutschland liefern lassen müsse, um es dann in die Schweiz weiterleiten zu lassen, dann komme das am Schluss fast teurer …

Das stimmt eben nicht! Natürlich ist das aufwendig, aber – und das haben wir mehrfach ausgerechnet – es kommt oft immer noch günstiger. Man muss sich bewusst sein: Das sind Importprodukte, die in der Schweiz den bekannten ungerechtfertigten Schweiz-Zuschlag bekommen.

Diese Anbieter wollen einfach die Kundinnen und Kunden aus der Schweiz abzocken, man kann es nicht anders sagen. Gerade bei Dienstleistungen wie Reisen oder Automieten haben wir aber bereits gemerkt, dass sich seit Einführung des Geoblocking-Verbots die Preise angeglichen haben. Bei physischen Produkten hoffen wir auf einen ähnlichen Effekt. Wichtig ist, dass man uns mutmassliche Verstösse weiterhin meldet, damit wir dem nachgehen können. Allein können wir den Markt nicht überwachen.

Das Interview führte Stefan Wüthrich.

Espresso, 20.04.23, 08:13 Uhr

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