Als sich der Mann aus dem Kanton St. Gallen an «Espresso» wendet, ist die Verzweiflung gross. Schlaflose Nächte habe er wegen dieses Occasionsautos, erzählt der Mann. Das ist seine Geschichte.
27. März 2023
Der Mann unterzeichnet den Kaufvertrag für sein Occasionsauto. Nach langer Suche wurde er bei einem Händler im Kanton Graubünden fündig. Knapp 28'000 Franken bezahlt er für das Auto, das im August 2022 zum ersten Mal in Verkehr gesetzt wurde. Die Fahrzeugprüfung ist datiert auf den 22.08.2022, auch dem Tacho sind 2600 Kilometer. Beim Kauf bemerkt der Hörer einige kleinere Mängel. Der Verkäufer erklärt, er wisse nichts über die Geschichte des Autos – er sei nur der Händler.
Bereits auf dem Heimweg entdeckt die Frau des Hörers Kratzer auf der Scheibe einer Seitentür. Der «Espresso»-Hörer wird skeptisch und fängt an, nachzuforschen. Sein Bauchgefühl hat ihn nicht getäuscht: Er findet heraus, dass seine angeblich neuwertige Occasion im Kanton Zürich in einen Verkehrsunfall verwickelt war und auf der Seite lag. Das Auto hatte im November 2022 einen Totalschaden.
Er nimmt mit dem Verkäufer Kontakt auf und will das Auto zurückgeben. Der Händler stellt sich zunächst quer, beruft sich auf den Kaufvertrag und meldet sich schliesslich gar nicht mehr. Der Hörer wendet sich an «Espresso». Das Konsumentenmagazin sucht das Gespräch mit dem Händler, dieser blockt in einem ersten Telefongespräch jedoch ab.
27. April 2023
Der Autokäufer wechselt die Versicherung. Dieser Versicherungswechsel hat fatale Auswirkungen: Das Strassenverkehrsamt in St. Gallen merkt, dass dieses Auto gar nicht hätte eingelöst werden dürfen ohne erneute Motorfahrzeugkontrolle – und annulliert den Fahrzeugausweis. Heisst: Der Hörer hat nun ein Auto, das nicht mehr fahrtüchtig ist. Recherchen führen den Hörer zur Garage, die nach dem Unfall im November die Reparaturkostenkalkulation gemacht hat: Ein fünfseitiges Dokument zeigt, dass rund 25'000 Franken investiert werden müssten.
«Espresso» nimmt erneut Kontakt auf mit dem Händler im Kanton Graubünden und erklärt, dass dieses Fahrzeug gar nicht mehr hätte in Verkehr gesetzt werden dürfen. Jetzt lenkt der Verkäufer plötzlich ein und verspricht, das Auto beim Käufer abzuholen und den Verkaufspreis vollumfänglich zurückzuerstatten. Er versichert, dass er nichts von diesem Unfall gewusst habe. Einen Beweis dafür, beispielsweise einen Beleg, dass er selbst zu viel für den Ankauf dieses Autos bezahlt hatte, liefert er nicht. Auch die Fragen von «Espresso» beantwortet er nicht.
22. Mai 2023
Der Händler aus dem Kanton Graubünden holt das Auto wie versprochen bei unserem Hörer ab und zahlt den Kaufbetrag zurück. Ein Happy End für unseren Hörer. Ein fahler Nachgeschmack bleibt, genauso wie einige offene Fragen.