«Ich bekomme teilweise über zehn Bettelbriefe pro Tag! Woher haben die vielen Hilfsorganisationen meine Adresse?», fragt ein Hörer des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso». Er und seine Frau spenden häufig etwas. Aber sie erhalten auch Briefe von zahlreichen anderen Hilfswerken, die sie noch nie berücksichtigt haben.
Woher haben die vielen Hilfsorganisationen meine Adresse?
Anders, als man vermuten könnte, sollten seriöse Organisationen ihre Adressen aber nicht an Dritte weitergeben. Sie haben andere Wege, um an potenzielle Spenderinnen und Spender zu gelangen.
Oft geschieht die Einwilligung, ohne dass man es merkt.
Einwilligung im Kleingedruckten
Der Adresshandel sei grundsätzlich erlaubt, sofern jemand eingewilligt habe, dass seine Adresse weitergegeben werden dürfe, sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz. «Oft geschieht das jedoch, ohne dass man es merkt. Bei Wettbewerben zum Beispiel, wo das Häkchen zur Einwilligung schon drinsteht und man es aktiv entfernen müsste.»
«Adressmiete» oder öffentliches Verzeichnis
Ausserdem darf jede Adresse genutzt werden, die irgendwo öffentlich in einem Verzeichnis steht, wie zum Beispiel im (Online-)Telefonbuch.
Viele Hilfsorganisationen «mieten» Adressen für eine einzelne Kampagne bei Adresshändlern. Diese kontrollieren, ob eine Organisation die Adressen tatsächlich nur für diese eine Kampagne einsetzt. Erst, wenn ein Adressat dort etwas gespendet habe, werde er in ihre Datenbank aufgenommen und bekomme im folgenden Jahr wieder Post, versichern die Hilfsorganisationen.
«Kauf» oder «Streuwurf»
«Wir könnten diese Adressen auch kaufen, dann würden sie nicht an weitere Organisationen vermietet werden, das wäre aber viel teurer. Ich nehme an, die meisten Non-Profit-Organisationen mieten aus diesem Grund die Adressen, anstatt sie zu kaufen; darum erhalten viele Spender von verschiedenen Organisationen gleichzeitig ‹Bettelbriefe›, schreibt der Verein «Herz für Kinder».
Eine weitere Möglichkeit ist der «Streuwurf» bzw. die «Streusendung», eine kostenpflichtige Dienstleistung der Post. Dabei werden unadressierte Briefe an zuvor definierte Ortschaften oder Gebiete zugestellt.