Bucht ein Kunde beim Globus eine halbstündige Massage für 70 Franken und der Masseur hört bereits nach 25 Minuten auf zu massieren, ist das ein teurer Spass: Der Kunde bezahlt dann für 5 Minuten herumliegen umgerechnet über 10 Franken!
Bei Globus sieht man dies nicht so eng, wie der Sprecher Jürg Welti gegenüber «Espresso» dem Konsumentenmagazin auf Radio SRF 1 erklärt: «Wir geben die tatsächliche Massagezeit nicht an, weil eine Massage wie ein ganzheitliches Erlebnis zu verstehen ist. Dieses beinhaltet die für den Körper sehr wichtige Nachruhezeit.»
Ein weiterer Grund sei, dass die Therapeuten die Behandlungszeit genau einplanen müssen. Der Massageraum sei dadurch auch besetzt.
Globus will in Zukunft besser kommunizieren
Der Sprecher von Globus, Jürg Welti, räumt aber ein: «Aufgrund des Hinweises von «Espresso» überprüfen wir unsere Kommunikation. Konkret schauen wir, ob wir auf der Preisliste oder im Verkaufsgespräch besser darauf hinweisen können.» So sollen Missverständnisse künftig vermieden werden.
Die Praxis, dass der Kunde auch für die Nachruhezeit bezahlen muss, ist allerdings weit verbreitet. Auch bei den Migros Fitnessparks wird beim Verkauf die «Bruttozeit» angegeben. Mit den gebuchten 30 Minuten ist also bei weitem nicht nur die Massagezeit gemeint.
Laut dem Sprecher Andreas Reinhart kaufe der Kunde sozusagen ein «Päckli»: «Wir unterscheiden nicht strikt zwischen dem massiert werden und dem Drumherum. Man bucht die gesamte Zeit. Wir sind der Meinung, dass ein Gespräch ebenso dazugehört wie die effektive Massage.»
Der Kunde bezahlt aber auch fürs Liegenbleiben oder das Duschen nach der Massage. Dies sei auch Teil des «Päcklis». Andreas Reinhard ergänzt: Die reine Massagezeit variiere stark, weil jeder auch verschiedene Bedürfnisse und Anforderungen an die Massage habe.
Keine Richtlinien für Massageanbieter
Es gibt aber auch viele Anbieter, welche die exakte Massagezeit verrechnen. So beispielsweise das Bernaqua. Dort bezahlt der Kunde nicht für Pausen, verspricht die Mediensprecherin Sharon Zwahlen: «Die Kunden können vor oder nach der Massage noch individuell ausruhen. Wenn sie 30 Minuten Massage gebucht haben, dann werden sie aber exakt 30 Minuten lang massiert.»
Laut Gabriel Rupp vom Schweizerischen Verband der Berufsmasseure SVBM gibt es keine Richtlinien, wie lang die effektive Massagezeit sein muss: «Wie der Therapeut das mit der Ruhezeit und der Verrechnung handhabt, kann er frei entscheiden.
Der Verband hat keine Richtlinien und gibt auch keine Empfehlungen raus.» Grundsätzlich müsse der Konsument aber wissen, was er buche. Deshalb sei ein exakter Minutenpreis während der Massage am fairsten, so Rupp, der selber auch massiert: «Ich verrechne die reine Arbeitszeit. Die Ruhezeit schenke ich dazu. » Dies sei aber seine persönliche Meinung und entspreche nicht dem Standard in der Schweiz.