«Schmeckt wie Glühwein. – Das würde ich nicht bestellen. – Eher wässrig. – Den würde ich zurückgeben. – Wie Traubensaft. – Ein Kinderwein!» So kommentieren fünf Testpersonen einen Wein, den ihnen das Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1 vorgesetzt hat.
Sie wussten zunächst nicht, dass es sich um einen ent-alkoholisierten Wein handelt, den ein Grossverteiler aktuell im Angebot hat.
Alkohol im Wein bedeutet Geschmack
Im Anschluss degustierte die Gruppe einen normalen Wein desselben spanischen Produzenten mit demselben Jahrgang. Die Unterschiede in der Bewertung waren eklatant: «Das ist eine Steile Kurve. – Jetzt kommt Wein!», lauteten die Urteile. Der ent-alkoholisierte Wein ist eindeutig durchgefallen.
Offensichtlich ist es schwierig, alkoholfreien Wein zu produzieren, der Weintrinkern auch schmeckt. Woran liegt das?
Verschiedene Wein-Experten erklären auf Anfrage, dass Alkohol im Wein ein wichtiger Geschmacksträger sei. Entziehe man dem Wein nachträglich den Alkohol, entziehe man ihm auch den Geschmack. Manche Produzenten versuchten dies durch die Zugabe von Traubensaft zu kompensieren. Das würde man allerdings herausschmecken.
Ein weiteres Problem: Das Ent-Alkoholisieren verteuert den Wein. Es sei ein Arbeitsschritt mehr, sagen die Experten. Und es sei aufwändig, dem Wein Alkohol zu entziehen, ohne den Wein stark zu erwärmen. Konsumenten würden von einem alkoholfreien Produkt aber erwarten, dass es günstiger sei als ein alkoholhaltiges. Deshalb würde für alkoholfreien Wein oft ein billigeres Ausgangsprodukt verwendet. Die Qualität sei also schlechter.
Eine Testperson war begeistert
Im Gegensatz zu alkoholfreiem Wein sei alkoholfreies Bier einfacher herzustellen. Bier enthalte von Anfang an weniger Alkohol. Er falle also weniger ins Gewicht. Und beim alkoholfreien Bier könne der Geschmack einfacher wieder verstärkt werden.
Noch eine Anmerkung zur Ehrrettung des getesteten ent-alkoholisierten Weins: Zur Testrunde gehörte auch eine junge Frau, die in der Regel keinen Alkohol trinkt. Ihr Urteil: «Ich bin begeistert! Wenn ich Gäste hätte, würde ich den für mich kaufen und dem Besuch richtigen Wein servieren.»
Sind die Zielgruppe also Personen, welche keinen Alkohol mögen, scheint der ent-alkoholisierte Wein die Erwartungen zu erfüllen.