Nicht nur Stars und Sternchen, sondern auch ganz gewöhnliche Leute helfen dem Wunsch nach langem, vollen Haar etwas nach und lassen sich die Haare verlängern. Allein in die Schweiz wurde letztes Jahr über 14 Tonnen Haar importiert.
Eine Strähne kostet zwischen Fr. 1.60 und Fr. 2.60. Die Herkunft ist nicht immer eindeutig, vor allem seit eine BBC-Reportage berichtete, Russische Gefängnisse würden Frauen zwingen, ihre Haare zu schneiden.
Darüber ärgert sich Thomas Gold, Firmenchef von Great Lengths, der führenden Anbieterin für Echt-Haare in Europa: «Was uns betrifft, können wir absolut beruhigt sein. Unsere Haare stammen aus Indien, wo diese Haare geopfert werden.»
Das Opfern von Haaren hat in Indien Tradition: Hindus opfern ihr Haar in Tempeln aus Dankbarkeit für ein glückliches Ereignis, zum Beispiel für die Geburt eine Kindes. Im Tirupati Temple in Andhra Pradesh opfern auch noch heute jedes Jahr über sechs Millionen Hindus ihr Haar. Die Mönche verkaufen das Haar weiter.
Mit diesen Einnahmen finanziert der Hindu-Tempel unter anderem fünf Spitäler und mehrere Schulen. Einer der Hauptabnehmer ist die Firma Great Lengths in Rom. Hier werden den Haaren als erstes die Pigmente entzogen.
Während 20 Tagen liegen sie in einer chemischen Lösung, bis sie keine Farbe mehr haben. Als nächstes werden die Haare gefärbt, getrocknet und gekämmt und anschliessend in Friseurgeschäfte in ganz Europa geliefert. Pro Monat verkauft Great Lengths 4000 Tonnen Haare. Der Jahresumsatz der Firma beträgt rund 50 Millionen Euro.
Für eine komplette Haarverlängerung braucht es etwa 120 Haarsträhnen. Durchschnittlich kostet die Prozedur rund 1300 Franken. Mit Hilfe eines Kautschuk Moduls werden fremde Haarsträhnen am eigenen Haar befestigt. Wer der neuen Haarpracht Sorge trägt, kann sich etwa sechs Monate an ihr erfreuen - vorausgesetzt die Haarverlängerung wurde fachgerecht gemacht.
Haarverlängerungen kann jeder Coiffeur anbieten anbieten. Willy Kuhn von Intercoiffure schätzt: «In der Schweiz arbeiten gegenwärtig 900 damit.» Richtlinien für Haarverlängerungen gibt es keine, und der Schweizerische Coiffure Verband bildet angehende Coiffeure auch nicht darin aus.
«Wenn das aber so weit verbreitet ist, wie das ist beim Färben der Fall ist, kann ich mir das durchaus vorstellen. Im Moment bieten Lieferanten die Kurse an», sagt Kuno Giger, Zentralpräsident von Coiffure Suisse.