Zuschauerin Martina Egi mag Farmer-Croc-Flocken. Das Migros-Müesli gehört in ihrer Familie seit Jahren auf den Frühstückstisch. Doch mit der Fettangabe auf der Vorderseite scheint etwas nicht zu stimmen. Vor kurzem stand auf der Packung noch «-30% Fett». Und jetzt plötzlich «-50% Fett». Seltsam ist dabei, dass die beiden Packungen genau gleich zusammengesetzt sind.
Ein Teil des Rätsels ist schnell gelüftet: Korrekt seien «minus 50%». Bei der Umstellung der Packung im April 2015 sei ein Fehler passiert. Die mit «minus 30%» falsch bedruckten Packungen habe man aus Gründen der Nachhaltigkeit dennoch verwendet, schreibt Migros.
Doch: «Minus 50 Prozent Fett» – Was heisst das überhaupt? «Kassensturz/Espresso» hat online das Publikum befragt. Das Resultat der Umfrage ist deutlich: 80 Prozent der rund 2700 Teilnehmer sind der Meinung, «50 Prozent weniger Fett» beziehe sich auf die alte Rezeptur des gleichen Farmer-Croc-Müesli von Migros.
Doch die Mehrheit der Teilnehmer liegt falsch. Die Prozentangabe bezieht sich nicht auf eine frühere Rezeptur des Farmer-Croc-Müesli, sondern auf andere, ähnliche Produkte. Im Falle der Migros heisst das: Migros vergleicht das Farmer-Croc-Schoggi-Müesli mit einem eigenen Müesli und zwei Konkurrenz-Produkten. Leider verrät Migros aber trotz wiederholter Nachfrage von «Kassensturz» nicht, mit welchen Produkten der Konkurrenz. Die Marketingabteilung wolle das so, meldet die Medienstelle. Der Vergleich sei aber korrekt.
Das ist nicht sehr konsumentenfreundlich, denn eine Prozentangabe hat nur einen Wert, wenn der Kunde erfährt, worauf sie sich bezieht. Doch es ist legal.
Auch Konkurrenzprodukte als Vergleichsbasis
Laut der Verordnung über die Kennzeichnung und Anpreisung von Lebensmitteln muss ein Produkt mit einer Reihe von Lebensmitteln der gleichen Kategorie verglichen werden. Eine spezielle Auslobung des Vergleichs ist aber nur gestattet, wenn die Reduktion mindestens 30 Prozent beträgt.
«Nicht mehr vergleichbar»
Für den Zürcher Kantonschemiker Martin Brunner hat die vergleichende Angabe begrenzte Aussagekraft. Er sagt: «Um eine Fettreduktion zu bewirken, braucht es eine Veränderung der Zusammensetzung. Manches muss weggelassen, manches hinzugefügt werden.» Letztlich sei es dann nicht mehr das gleiche Müesli und somit eigentlich auch nicht mehr ‹vergleichbar›, wie es die Verordnung verlangt. Die Migros hat für die Reduktion des Fettgehaltes bei ihrem Müesli gewisse Zutaten weggelassen und andere hinzugefügt.
Gegenüber «Kassensturz» transparenter als die Migros zeigt sich Coop: Der Detailhändler liefert einige Beispiele mit vergleichenden Nährwertangaben. Eines davon: Das Tafelgetränk Exotic Island, das mit «minus 50 Prozent Zucker» ausgelobt ist. Coop vergleicht hier mit 16 anderen Getränken und legt diese gegenüber «Kassensturz» offen. Zwar gehören nicht alle zur gleichen Kategorie, aber es zeigt sich klar, dass die Vergleichsprodukte insgesamt alle einen rund doppelt so hohen Zuckergehalt aufweisen.
Weiter Beispiele von Coop
Coupe Chantilly Vanille (Crème mit Vanillegeschmack, mit Halbrahm, Fruchtzucker und Süssungsmitteln, energievermindert).
Angabe auf der Verpackung: – 40% Zucker
Der Coupe Chantilly enthält 7% Zuckerarten. In ähnlichen Produkten sind im Durchschnitt 14% Zuckerarten enthalten.
Coupe Chantilly Vanille: Vergleichsprodukte
Coop Qualité&Prix Coupe Chantilly Vanille: | 46% mehr Zuckerarten |
Coupe Cantilly Vanille Chocolat von Migros: | 56% mehr Zuckerarten |
Pudding Vanillegeschmack mit Halbrahm von Aldi: | 56% mehr Zucker |
Kalbfleischlyoner 70g Coop Qualité&Prix (Fleischerzeugnis aus Kalb-, Schweine- und Rindfleisch, mit Jogurt und Weizenfasern).
Angabe auf der Verpackung: -70% Fett.
Der Lyoner enthält 4% Fett – im Durchschnitt sind in ähnlichen Produkten 22% enthalten.
Kalbfleischlyoner Coop Qualité&Prix: Vergleichsprodukte
Coop Qualité&Prix Naturafarm Lyoner: | 83% mehr Fett |
M-Budget Lyoner von Migros: | 83% mehr Fett |
Lyoner geschnitten von Migros: | 83% mehr Fett |