Auf der «Espresso»-Redaktion häufen sich Fälle von Menschen, die über verschiedenste Agenturen bei der Swiss Finance Group AG (SFG) gelandet sind und abgezockt werden. Die Geschichten gleichen sich, sind teilweise identisch: Es handelt sich um Personen, die stark in Geldnot sind. Verzweifelt suchen sie nach Hilfe und stossen auf Angebote von privaten Finanzsanierern, wie etwa der ConCura Consulting GmbH in Bern. Diese vermitteln ihre verschuldeten Kunden wiederum weiter an die SFG – gegen horrende Gebühren.
«Plötzlich war niemand mehr erreichbar»
Allein für eine solche Vermittlung sollte «Espresso»-Hörer A.K. mehr als 1'500 Franken bezahlen. In einem Schreiben teilte ihm ConCura mit, man habe einen privaten Partner für die Sanierung seiner Schuldsumme von 35‘000 Franken gefunden. Beim Rechnungsbetrag handle es sich um ein Vermittlungshonorar. In seiner Verzweiflung zahlte A.K. den Betrag ein.
Kurze Zeit später erhielt er eine weitere Rechnung – diesmal von der Swiss Finance Group AG, welche eine Sicherheitsleistung von nochmals 1'800 Franken einstreichen wollte. Jetzt realisierte A.K., dass etwas nicht stimmen konnte.
Die Firma hatte sich weder für seine persönliche Situation interessiert, noch in irgendeiner Form Beratungsleistungen erbracht. «Es kann doch nicht sein, dass ich in meiner Situation, wo ich fast nichts habe, noch so viel bezahlen muss.»
Bei der ConCura wollte A.K. nachfragen, was es mit der zweiten Rechnung auf sich habe. «Dort war niemand mehr erreichbar – man sagte mir, die Herren seien in den Ferien, krank oder gerade an einer Sitzung.»
Firmen blocken ab
A.K.s Fall steht exemplarisch für viele, die sich bei «Espresso» gemeldet haben. Mal heisst der Vermittler ConCura, mal AustriaKredite, mal Lion Group: Letzten Endes landen aber alle bei der Swiss Finance Group, einem Unternehmen mit angeblichem Büro in Genf und Sitz in den USA.
Auf Anfrage teilt das Unternehmen mit, durch die Dienstleistungen der SFG würde sich für die Kunden «eine erhebliche Besserung der finanziellen Situation ergeben».
Das Unternehmen erklärt in einer Mail ohne ersichtlichen Absender: «Es werden bestehende Schulden bei den von unseren Kunden genannten Gläubigern in monatlichen Raten aus ihren Eigenmitteln getilgt.»
Allerdings weiss «Espresso» von mindestens zwei Fällen, bei welchen die Kunden der SFG gar nicht mitgeteilt haben, wer ihre Gläubiger sind. Dennoch versucht die SFG Geld einzustreichen.
«Espresso» konfrontiert die SFG mit dem Vorwurf dieser dubiosen Geschäftspraxis. Die entsprechende Anfrage wird nicht beantwortet.
A.K. ist sich bewusst, dass er abgezockt worden ist. Die zweite Rechnung hat er nicht bezahlt. Sein Schuldenberg von 35‘000 Franken ist auch so 1500 Franken höher.