Klaus Keppler ist schon bei über hundert Bergungen von gesunkenen Schiffen dabei gewesen. In Indonesien fand Keppler drei gesunkene Schiffe, mit Porzellan aus der Ming- und Sungdynastie, mit Gold- und Silbermünzen. Die Bergung eines Schiffes kann mehrere Millionen Franken einbringen. Aber – es ist ein Risiko-Geschäft: Suche und Bergung sind aufwändig und teuer. Klaus Keppler: «Man muss halt so und so viel reinstecken, damit man das Doppelte oder das Dreifache oder noch mehr rausholt.»
Vermeintlicher Finanzier als Anlage-Schwindler
Das Fernsehen berichtete über Kepplers neusten Fund. Kurz darauf meldete sich bei ihm ein Finanzier. Er bot ihm an, für die Bergung der Schiffe Investoren zu suchen. Die Geldbeschaffung lief über die Schweizer Firma Seabed Invest AG. Keppler vertraute dem Mann und machte ihn zum Geschäftsführer.
Was Keppler nicht wusste: Dieser Geschäftsführer war früher in einen gigantischen Anlage-Schwindel verwickelt. Es ging um eine scheinbar grossartige Erfindung: Nicstic – eine elektrische Zigarette, die keinen Rauch entwickelt.
An Verkaufsveranstaltungen und per Telefon suchten damals aalglatte Verkäufer Investoren. Sie versprachen Aktionären gewaltige Gewinne und verkauften Zehntausende Aktien. Doch die Zigarette funktionierte gar nie richtig. Der Aktienwert sank auf Null, Investoren wurden um 100 Millionen Franken geprellt.
Beim Schatzsucherprojekt Seabed merkte Keppler schnell, dass etwas krumm läuft. Zwar verkaufte der Geschäftsführer mit seiner Mannschaft fleissig Aktien, doch nur 270‘000 Franken gelangten tatsächlich bis zum Schatzsucher. Den grössten Teil hat der Geschäftsführer oder Leute aus seinem Umfeld abgezweigt, sagt Keppler: «Das müssen etwa 6 bis 8 Millionen Franken gewesen sein.»
Konkurs eröffnet
Was den am Bodensee aufgewachsenen Schatzsucher besonders belastet: Unter den Opfern sind auch Bekannte aus der Schweiz. «Das tut mir sehr leid, das ist sowas von Betrug.»
Am 5. Januar hat nun der Konkursrichter über die Gesellschaft den Konkurs eröffnet. Das Geld ist weg. Aber Leute aus demselben Dunstkreis haben bereits eine neue Schatzsucher-Firma gegründet: Die Atlantis Exploration. Auch hier werden bereits Investoren gesucht.
«Kassensturz» weiss: Es sind immer dieselben Schwindler, die in der Schweiz seit Jahren Anleger über den Tisch ziehen. Sie agieren immer nach demselben System:
- Sie suchen ein innovatives Produkt oder eine spannende Firma. Dann gründen sie eine neue Firma und domizilieren diese in einem steuergünstigen Kanton. Meistens besteht die Firma nur aus einem Briefkasten.
- Sie kaufen zuerst selbst Aktien. Meistens liegt der Wert einer Aktie bei 1 bis 10 Rappen. Danach verkaufen sie diese Aktien an Investoren weiter. Es wird behauptet, die Aktie werde demnächst an der Frankfurter Börse im Freiverkehr gehandelt. Wer jetzt Aktien kaufe, profitiere dann von einer gewaltigen Kurssteigerung.
- Den Schwindlern gelingt es immer wieder, diese Aktien von einer Bank bewerten zu lassen. Ohne den effektiven Wert der Firma zu prüfen, listen Banken die Aktien aufgrund der Prospekte zu einem bestimmten Kurs. Die Schwindler weisen dann kritische Käufer auf das anscheinend seriöse Bankenrating hin.
Zuständig für solche Fälle ist die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma). Tobias Lux ist das System bekannt:
Atlantis Exploration
Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma hat die Firma Atlantis Exploration von der Negativliste gestrichen. «Kassensturz» hatte Atlantis Exploration in Zusammenhang mit dubiosen Anlagebetrugsfirmen erwähnt. Die Atlantis Exploration hat sich inzwischen mit Schatzsucher Klaus Keppler geeinigt und wird sich voraussichtlich an weiteren Suchen beteiligen. «Aktien verkauft die Atlantis Exploration keine mehr», sagt Wolfgang Leindecker, Inhaber der Atlantis Exploration.