Bei der Entscheidung, die Hypothek zu amortisieren oder nicht, muss man sich folgende Fragen stellen:
- Brauche ich das Geld längerfristig?
- Welchen Ertrag erwirtschafte ich mit diesem Geld?
- Wie wirkt sich die Amortisation auf meine Steuern aus?
Besser als Sparbuch
Adrian Wenger vom VZ Vermögenszentrum fasst als Faustregel zusammen: «Wer das Geld langfristig nicht braucht und mit seiner Anlagestrategie keinen höheren Ertrag erwirtschaften kann, als die Hypothek kostet, der soll die Hypothek amortisieren.» Folgende Überlegungen führen zu dieser Aussage:
Amortisieren oder nicht?
Ein Rechenbeispiel: Wenn die Hypothek zwei Prozent Zins kostet, dann muss man mit Aktien mehr als zwei Prozent Ertrag erwirtschaften, sonst lohnt es sich nicht. «Das bedingt aber, dass man bei der Vermögensanlage ein gewisses Risiko eingeht», sagt auch Michael Hartmann, Leiter Vertrieb beim Hypothekenberater Moneypark. «Wenn man der ‹Typ Sparkonto› ist, ist es besser, die Hypothek zurückzuzahlen.»
Höhere Steuern fallen kaum ins Gewicht
Doch viele Hauseigentümer meinen mit einer höheren Hypothek Steuern zu sparen. Doch auch das ist oft falsch. Denn Hypothek wegen der Steuerersparnis zu behalten, lohnt sich nämlich in vielen Fällen nicht.
Auch hier ein Rechenbeispiel: Wer 100‘000 Franken von der Hypothek zurückzahlt, der spart pro Jahr 2000 Franken Zinsen (Annahme Hypothek zwei Prozent Zins). Diese 2000 Franken kann man bei den Steuern nicht mehr abziehen. Das hat aber nur ein paar hundert Franken zusätzliche Steuern zur Folge. (Siehe auch Online-Rechner)
Pensionierte brauchen Geld zum Leben
Etwas anders präsentiert sich die Lage bei Pensionierten: Hier gilt es, genau zu rechnen. «Bei der Pensionierung sinkt nämlich das Einkommen massiv, um 30 bis 40 Prozent», sagt Adrian Wenger vom VZ Vermögenszentrum. Darum kann es sinnvoll sein, Bargeld für den Lebensunterhalt auf der Seite zu haben und nicht alles in die Rückzahlung der Hypothek zu investieren. Als Rentner lasse sich eine Hypothek nämlich nicht mehr ohne weiteres aufstocken, weiss Michael Hartmann von Moneypark.
Wer eine halbe Million Franken in Bargeld und eine Festhypothek von ebenfalls einer halben Million hat, der zahlt pro Jahr 10‘000 Franken für die Hypothek bei einem Zins von zwei Prozent.
Das Ersparte von 500‘000 Franken kann für den Lebensunterhalt verwendet werden. «Da kann man während zehn Jahren jedes Jahr 50‘000 Franken ausgeben und so die Rente aufbessern», rechnet Adrian Wenger vor. Das könne unter Umständen sinnvoller sein, als die Hypothek zurückzuzahlen.