Das Haus der Familie Ryser steht an einem Hang. Und das ist ein Problem. «Wir haben viel Wasser um das Haus und auch vom Hang her kommt viel Wasser», sagt Anja Ryser. Sie hatte den Verdacht, Wasseradern unter dem Haus würden das Wohnklima verschlechtern. Vielleicht ein Grund, weshalb sie und ihre Tochter nicht so gut schlafen konnten.
Forum:
Deshalb hat Anja Ryser bei der Firma Reutemann Beratungen in Wollerau zwei Radisana Raumharmonisierungs-Platten bestellt. Eine Platte für ihr Schlafzimmer, die andere für die Tochter. Kosten für zwei Platten: 399 Franken. «Nützt es nichts, so schadet es nicht», dachte Anja Ryser.
Schutz vor bösen Strahlen
Die Harmonisierungsplatte scheint ein kleines Wunder zu sein: Sie wirke heilend, verspricht die Werbung, Menschen würden leistungsfähiger werden.
Das Prinzip: Ein Informationsträger im Innern der Platte nehme herrschende negative Störungen auf, wandle sie um und gebe sie als positive Strahlung wieder ab. So verbreite die Platte eine positiv wirkende Information zur Harmonisierung des Umfeldes. Bei Rysers müsste so das Haus vor bösen Strahlungen aus der Erde geschützt werden.
Ein Buch unter dem Bett hätte die gleiche Wirkung
«Kassensturz» liess die Platte an der ETH wissenschaftlich untersuchen. In einem Labor der Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation testeten Wissenschaftler, wie sich elektromagnetische Felder durch die Platte bewegen, ob die Platte einen Einfluss hat auf die elektrische Feldstärke eines Raumes.
Das Resultat war ernüchternd: «Die Messungen ergaben die gleichen Werte wie bei einem Stück Holz», sagt Naturwissenschaftler Gregor Dürrenberger. «Die Platte hat in einem Raum keine Auswirkung. Da kann man zu Hause genauso gut ein Stück Holz oder ein Buch unters Bett legen.»
Weil der Harmonisierer auch bei Rysers keine Wirkung gezeigt hatte, recherchierte Anja Ryser mit einer Säge den Inhalt der 399 Franken teuren Platten: Der Harmonisierer besteht aus einer kommunen Birkensperrholz-Platte. Im Holz verleimt ist der geheimnisvollen Informationsträger: Ein Stück Papier, bemalt mit Kreisen – eine Art Kinderzeichnung.
Immerhin: Produkt kann retourniert werden
Erfunden hat die Platte der deutsche Einzelhandelskaufmann und EDV-Fachmann Helmut Stöllger. «Leider kann die Wirkung wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden», gibt der Erfinder zu. Er hätte aber nie «5000 zufriedene Kunden» auf der ganzen Welt, wenn die Platte nicht wirken würde.
Anja Ryser sieht das anders: «Jetzt ärgere ich mich über meine eigene Dummheit, dass ich überhaupt an die Wirkung einer solchen Platte geglaubt habe. Ich finde es eine Frechheit, dass die Firma Reutemann nutzlose, völlig überteuerte Holzplatten an Hilfe suchende Kunden verkauft.»
Etwas Gutes hat die Harmonisierungsplatte durchaus: Man darf das Produkt sechs Wochen lang testen und dann ohne Kostenfolgen wieder zurückschicken.