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Gefährliche Keime auf Schweizer Poulet
Aus Kassensturz vom 20.03.2012.
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Gesundheit Gefährliche Keime auf Schweizer Poulet

Alarmierender Befund: 9 von 20 Geflügelprodukten von Schweizer Detailhändlern sind mit antibiotikaresistenten Keimen kontaminiert. Betroffen sind auch 3 Pouletfleisch-Produkte aus der Schweiz. Erstmals sind in der Schweiz Geflügelfleisch-Produkte auf die gefährlichen Keime analysiert worden.

«Kassensturz» hat in einem spezialisierten Fachlabor in Deutschland 20 Proben mit Truten- und Pouletfleisch von  Migros, Coop, Lidl, Aldi und Spar untersuchen lassen.

Das Resultat: Insgesamt sind 9 Geflügelproben mit antibiotikaresistenten Keimen verschmutzt. Von den 10 deutschen Produkten waren 6 mit antibiotikaresistente Keimen belastet. Auch 3 von 10 Proben mit Schweizer Geflügel enthielten solche Keime.

Laborleiter Thomas Fenner sagt «Kassensturz»: «Das ist ein Problem, weil wir den Keim beim Verzehr in uns aufnehmen können». Die Keime können sich dann beim Menschen einnisten. Eine mögliche Folge: Die Menschen werden resistent gegen Antibiotika. Das heisst, dass Antibiotika nicht mehr wirken.

Flächendeckender Antibiotikaeinsatz

In der Hühnermast leben Tausende Hühner in der gleichen Halle. Bei so vielen Tieren kann es vorkommen, dass einige krank werden. Dann zieht der Mäster einen Tierarzt bei, der im schlimmsten Fall Antibiotika verschreibt.

Das kranke Tier wird jedoch nicht isoliert, sondern alle Hühner erhalten die Medikamente übers Trinkwasser verabreicht.

Hühnermast
Legende: Hühnermast: Tausende Hühner in einer Halle SRF

Fast alle deutschen Hühner erhalten Antibiotika

20 Prozent des Pouletsfleisches in den Schweizer Läden kommt aus Deutschland. Im Dezember hat Kassensturz über die Situation in deutschen Trutenmast betrieben berichtet. Doch die Mäster erlaubten keine Filmaufnahmen in ihren Ställen.

Für Tierfilmer Jan Peifer ist klar, die Mäster haben etwas zu verbergen. Peifer sagt: Sie verabreichen ihren Tieren Unmengen Antibiotika. Dies belegen Aufnahmen, die er undercover gefilmt hat.

Es ist sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland verboten, Antibiotika als Leistungsförderer einzusetzen. «Dennoch werden die Tiere mit Antibiotika behandelt unter dem Deckmantel der therapeutischen Indikation», so Peifer. 

Studien aus Niedersachsen belegen den massiven Antibiotikaeinsatz:  Die Mäster verfüttern während durchschnittlich 7 Tagen an 96 Prozent der Hühner Antibiotika.

Die Spitäler spüren die Folgen dieses massiven Antibiotikaeinsatzes: Sie haben mit Keimen zu tun, die gegen Antibiotika resistent geworden sind und die sie nicht mehr mit Medikamenten bekämpfen können. Das heisst: Antibiotika wirken nicht mehr.

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Studiogespräch mit Roger Stephan, Direktor des Instituts für Lebensmittelsicherheit der Universität Zürich
Aus Kassensturz vom 20.03.2012.
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Folge des massiven Antibiotikaeinsatzes

Der Infektiologe Andreas Widmer vom Basler Universitätsspital ist besorgt wegen der Resultate der «Kassensturz»-Stichprobe. «Wenn das Fleisch derart breit kontaminiert ist, ist es eine Frage der Zeit, bis die Mehrheit der Bevölkerung Träger dieser Resistenzformen ist.»

Papiersack mit Inhalt
Legende: Die Mäster verabreichen ihren Tieren Unmengen Antibiotika SRF

Schon heute stehen gemäss Widmer für den Notfall immer weniger Antibiotika zur Verfügung. Dies, weil immer mehr Menschen resistent sind gegen Antibiotika.

Lebensbedrohlich für Patienten

Andreas Widmer ist täglich konfrontiert mit Patienten, bei denen Antibiotika nicht mehr wirken. «Kassensturz» schildert das Schicksal einer 71-jährigen Frau: Eine harmlose Blasenentzündung wurde für sie lebensbedrohlich.

Sie musste 16 Monate im Spital bleiben für eine Behandlung, die normalerweise zwei oder drei Wochen Spitalaufenthalt erfordert. Ein Grund für die Zunahme der Antibiotika-Resistenzen ist der massive Antibiotika-Einsatz bei Tieren und in der Humanmedizin.

Widmer ist besorgt: Antibiotika wurde einst als Wundermittel gefeiert. Dank Antibiotika konnte man Amputationen Verhindern. «Wenn es so weitergeht, werden Infektionen wieder chronisch weil die Antibiotika nicht mehr wirken, man kann sie nicht therapieren, sondern muss amputieren. Im schlimmsten Fall stirbt der Patient.»

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Kantonschemiker zur Hygiene bei Fondue Chinoise
Aus Kassensturz vom 20.03.2012.
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