Viele Marken und unzählige Modelle – diese Vielfalt bei den Kontaktlinsen ist Augenwischerei. Die Kunden von Markus Falb vom Internet-Händler «Mr. Lens» fragen immer wieder nach Marken, die nur in bestimmten Optiker-Geschäften erhältlich sind – sogenannte Privatlabels: «Es gibt eine fast endlose Liste von diesen Produkten hinter denen identische Linsen vom gleichen Hersteller stecken.»
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Gleiche Linse – anderer Name
Die Praxis mit den Privatlabels ist weit verbreitet: Die Eigenmarke der grössten Optikerkette «Visilab» heisst «Cadence». Dia ist die Eigenmarke von «Optic 2000». «McDay» ist ein Label der Kette «McOptik» und «Dynalens» heisst die Eigenmarke.
Einzige Unterschiede zum Markenprodukt des Herstellers sind laut Falb: «Ein anderer Name, eine andere Verpackung, eine andere Farbe.» Manch grosser Linsen-Hersteller verkauft so die gleichen Kontaktlinsen mehrfach unter verschiedenen Namen.
Den Kunden bleibt dies meist verborgen – zum Nutzen des Optikers, wie Markus Falb erklärt: «Mit einem Privatlabel kann der Optiker seinen Markt schützen, weil ein Kunde das Produkt nur bei ihm bekommt.»
Dabei bekomme der Kunde das Produkt unter anderem Namen tausendfach im Markt und könnte viel Geld sparen. Er kann die identischen Linsen einfach unter anderem Namen kaufen.
Gleiches Produkt praktisch doppelt so teuer
Das zeigen folgende Preisbeispiele: Die Monatslinsen «Contact Life» von Hersteller «Wöhlk» gibt es online ab 53.55 Franken pro Packung. Beim Optiker kostet die Eigenmarke «Contaview Premium» 86 Franken. «Biomedics 55» von Hersteller «Cooper Vision» kosten im Internet 36.50 Franken. Die identischen Kontaktlinsen kosten beim Optiker «Visilab» 72 Franken, fast das Doppelte.
Solche Preisunterschiede zeigte unter anderem der Internet-Händler «Discountlens» mit einem Vergleich auf seiner Homepage. Die Eigenmarken der Optiker waren häufig viel teurer als die identischen Produkte, die der Linsenhersteller unter seinem eigenen Markennamen verkauft.
Rechtliche Schritte gegen Preistransparenz
Für diese Preistransparenz bekam der Online-Händler sofort die Quittung. Mit einer Starfanzeige wegen unlauteren Wettbewerbs versucht sich die landesweit grösste Optikerkette «Visilab» gegen den Preisvergleich zu wehren. Für Jacqueline Urbach von «Discountlens» ist klar: «Visilab versucht so, die Konkurrenz zu eliminieren und jeglichen gesunden Wettbewerb zu verhindern.»
Auch anderen Internet-Händler, welche die Praxis mit den Eigenmarken publik machten, hat «Visilab» mit rechtlichen Schritten gedroht. «Visilab» sagt, es gehe darum, die eigene Marke «Cadence» vor Missbrauch zu schützen.
Die Eigenmarke biete den Kunden zudem mehr Sicherheit, sagt Visilab-Geschäftsführer Roger Willhalm. «Wir haben eine Tendenz festgestellt, dass die Kunden häufiger zur Kontrolle erscheinen, wenn sie ein Privatlabel haben.»
Kundenbindung geht auch anders
Linsenträger hätten von Privatlabels keinen Nutzen, sagt hingegen, Michael Bärtschi, Präsident der Fachvereinigung Interlens. Der Fachmann betont, dass Kontaktlinsen-Spezialisten ihre Kunden anders zu Kontrollen animieren könnten, unter anderem mit Abos oder Rabatten.
«Das Privatlabel ist ein Marketinginstrument für Leute, die Angst haben, dass der Konsument nicht loyal ist. Man versucht den Kunden besser ans Geschäft zu binden.» Das könne ein Fachmann aber auch erreichen, indem er durch sein Angebot und seine Leistung überzeuge – ohne dass er «einen Fantasienamen auf ein Linsenpäckli drucke.»
Tipps im Umgang mit Linsen
Über 200 Millionen Franken geben die Schweizer Konsumenten für Kontaktlinsen und Pflegemittel jedes Jahr aus. Immer mehr Kunden kaufen ihre Linsen bequem über das Internet. Doch bei allem Komfort müssen Konsumenten beim Umgang mit Linsen eine gewisse Sorgfalt walten lassen.
Wichtig für alle Kunden: Wer seine Marke und die Masse der Linsen – wie Durchmesser und Dioptrie – genau kennt, kann Linsen problemlos bestellen. Linsen müssen zudem durch einen Fachmann angepasst und im Schnitt einmal im Jahr kontrolliert werden. Diesen und weitere Tipps im Umgang mit Kontaktlinsen im Interview mit Béatrice Früh, Professorin für Augenheilkunde am Inselspital Bern.