In der Schweiz bewege sich das Preisniveau von Originalpräparaten auf jenem von Deutschland und Dänemark, vermeldeten Interpharma und Santésuisse. Das mag stimmen, aber nur mit der angewandten Vergleichsmethode.
Falscher Wechselkurs und «Fabrikpreise»
Urs P. Gasche, Mitarbeiter des Online-Magazins Infosperber und langjähriges Mitglied der eidgenössischen Arzneimittelkommission kritisiert, es gebe beim Preisvergleich zwei Hauptprobleme: Der vom Bundesamt für Gesundheit vorgegebene Wechselkurs von 1.20 Franken pro Euro entspreche seit längerer Zeit nicht mehr dem realen Wechselkurs.
Zudem würden Fabrikpreise verglichen, also die Preise, die Pharmafirmen ursprünglich für Medikamente verlangen. Im Ausland seien diese im Gegensatz zur Schweiz «Phantompreise», welche nie effektiv bezahlt würden.
So gibt es zum Beispiel in Deutschland ein Festpreissystem, wonach Medikamente mit demselben Wirkstoff zum selben Preis verkauft werden müssen - in Holland wiederum dürfen die Krankenkassen mit der Pharmabranche Preisverhandlungen führen. Dies führe zu Teils massiven Rabatten. Insgesamt schätzt Urs P. Gasche, dass in Deutschland 25 Prozent und in Holland 50 Prozent weniger für Medikamente bezahlt werden.
Auch Santésuisse sieht eine grössere Differenz
Auch der Krankenkassenverband Santésuisse, der die umstrittenen Zahlen zusammen mit dem Branchenverband Interpharma veröffentlicht hat, hat zusätzlich eigene Berechnungen angestellt. Und diese zeigen ebenfalls ein anderes Bild, als die Zahlen im Communiqué.
Verena Nold von Santésuisse rechnet vor, dass alleine mit dem realen Wechselkurs Originalpräparate in der Schweiz 15 Prozent teurer als im Ausland sind, und nicht 10 Prozent. Und sie räumt ein, dass beim Vergleich der effektiven Nettopreise und nicht der Fabrikpreise der Unterschied noch grösser wäre.
Dezidiert anderer Meinung ist Interpharma: Der Verband der Pharmabranche sagt auf Anfrage, die Fabrikpreise seien für einen Vergleich die verlässlichste Grösse. Die tatsächlich bezahlten Preise zu vergleichen, sei praktisch unmöglich, da in allen Ländern andere Regeln gelten würden.
Systemwechsel könnte hunderte Millionen Franken pro Jahr einsparen
Das grösste Sparpotential ortet Santésuisse bei den Generika. Mit einem anderen Preissystem, analog zum Beispiel zu Deutschland oder Holland, könnte man laut eigenen Berechnungen bis 800 Millionen Franken pro Jahr einsparen.
Das Bundesamt für Gesundheit arbeitet diesbezüglich tatsächlich an einer Gesetzesrevision ( Beitrag ), welche nächstes Jahr in die Vernehmlassung kommen dürfte.