Zum Inhalt springen

Gesundheit Resistente Keime überstehen Kläranlagen

Antibiotika-resistente Bakterien sind in der Schweiz immer häufiger. «Kassensturz» hat sie in einem Test auf 9 von 20 Geflügel-Produkten von Schweizer Grossverteiler nachgewiesen. Nun zeigt eine Studie der EAWAG, dass die Keime auch die Kläranlagen überstehen.

Audio
Antibiotika-Resistenzen überstehen Kläranlagen
aus Espresso vom 23.03.2012.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 21 Sekunden.

Bakterien, die gegen mehrere Antibiotika unempfindlich sind, gelten als grosses Problem für die moderne Medizin. Gerade solche Bakterien scheinen aber die Behandlung in der Kläranlage eher zu überstehen als andere Keime.

Zu diesem Befund kommt die Wasserforschungsanstalt Eawag. Damit steigt das Risiko antibiotika-resistenter Krankheitskeime.

Die Eawag untersuchte beim Abfluss einer Kläranlage in Lausanne den Seeboden. Diese Kläranlage reinigt unter anderem das Abwasser aus einem grossen Spital.

Gereinigtes Abwasser ist besonders Keim-reich

Zwar werden in der Kläranlage 75 Prozent aller Bakterien entfernt. Doch ist im gereinigten Abwasser der Anteil an besonders resistenten Keimen erhöht. Die Eawag geht davon aus, dass die Kläranlage den Austausch von Resistenzen fördert.

Eawag-Forscher Helmut Bürgmann sagt gegenüber dem Konsummagazin «Espresso» von DRS 1: «Die Kläranlage funktioniert wie eine Art Tauschbörse zwischen Bakterien, die sonst im menschlichen Körper leben und Bakterien die schon an die freie Umwelt angepasst sind.»

Durch die erhöhte Konzentration solcher mehrfach resistenter Keime steigt laut Eawag das Risiko, dass auch mehr Krankheitserreger gegen verschiedene Antibiotika resistent werden.

Das könne sowohl bereits im See erfolgen - oder aber im menschlichen Körper, wenn Gensequenzen für Antibiotikaresistenz ins Trinkwasser gelangen.

Keime im Seeboden, nicht aber im Seewasser

Dennoch bestehe kein Grund zur Panik. In der Nähe einer Trinkwasserfassung bei Lausanne hat die Eawag zwar auch mehrfach antibiotika-resistente Keime im Seeboden gefunden, im Seewasser selber jedoch nicht. Zudem werde das Seewasser ja noch aufbereitet, bevor es als Trinkwasser ins Leitungsnetz gelange, hält die Eawag fest.

Was die Eawag vor Lausanne festgestellt hat, gilt vermutlich auf für andere Gewässer. Daher ist für die Eawag Vorsorge angebracht: Dass der Bund in verschiedene Kläranlagen zusätzliche Filterstufen einbauen lasse, sei ein Schritt in die richtige Richtung.

Weil viele der besonders resistenten Bakterien aus Spitälern stammen, empfiehlt die Eawag, dass Spitalabwässer separat gereinigt werden.

Meistgelesene Artikel