Wenn es eilt, ist es oft zu spät. Früh genug an einen Hausarzt denken, raten erfahrene Ärzte. «Wer umzieht, soll sich rechtzeitig um einen neuen Hausarzt kümmern und nicht erst, wenn es brennt!» Diesen Rat gibt Alex Steinacher, Präsident der Haus- und Kinderärzte Ostschweiz.
Und Marc Müller vom Dachverband Hausärzte Schweiz sagt gegenüber dem Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF1: «Der direkteste Weg zu einem Hausarzt führt über den alten Hausarzt.»
Dieser könne den Patienten an einen Kollegen am neuen Wohnort überweisen. «Es ist schwieriger, einem Hausarztkollegen eine Bitte abzuschlagen, als einem Patienten, den man nicht kennt», lautet seine Begründung für diese Taktik.
Grössere Chancen bei Gruppenpraxen
Wenn eine Hausarzt-Praxis schliessen muss, lasse ein Hausarzt seine Patienten nicht einfach im Stich, ist sich Marc Müller sicher: «Die meisten meiner Kollegen versuchen eigentlich, ihre Patienten wieder irgendwo unterzubringen.»
Muss ein Patient dennoch selber einen Hausarzt suchen, sollte er nicht nur in der Wohn- und der Nachbargemeinde suchen. Alex Steinacher, Präsident der Ostschweizer Hausärzte denkt speziell an Gruppenpraxen in grösseren Ortschaften und Städten: «Am ehesten sind in grösseren Zentren und Gruppenpraxen noch Kapazitäten vorhanden.» Gerade auch, weil diese häufig erst vor kurzer Zeit gegründet wurden.
Margrit Kessler von der Patientenorganisation Schweiz rät, sich an die Ärztegesellschaft des Wohnkantons zu wenden, wenn man nach mehreren Anläufen keinen Hausarzt gefunden hat.
«Ich kann mir nicht vorstellen, dass einem dort nicht geholfen wird», meint Kessler. Auf jeden Fall soll man die prekäre Situation immer auch noch dem Kantonsarzt mitteilen.
Situation wird sich noch verschärfen
Checklisten, um einen «guten» Hausarzt zu finden, gibt es einige. Viele Leute in der Schweiz sind aber nur schon froh, wenn sie überhaupt einen Hausarzt finden. In die Situation zwischen verschiedenen Ärzten wählen zu können, kommen sie gar nicht erst. So bleiben die Wünsche der Patienten allenfalls auf der Strecke.
«Dieses Problem wird sich in nächster Zeit noch verschärfen – vor allem auf dem Land», meint Margrit Kessler von der Patientenorganisation.