Zum Inhalt springen
Video
Handwärmer im Test: Nie mehr kalte Finger
Aus Kassensturz vom 07.02.2017.
abspielen. Laufzeit 9 Minuten 3 Sekunden.

«Kassensturz»-Test Handwärmer im Test: Nie mehr kalte Finger

Einige spenden Wärme auf Knopfdruck, andere muss man schütteln oder anzünden. «Kassensturz» lässt elf Handwärmer im Labor testen: Einweg-Wärmebeutel, mehrfach verwendbare Gel-Kissen, Kohle-, Benzin- und Elektro-Taschenöfen. Welches Produkt heizt am besten ein, welches am längsten?

Wer schnell friert, weiss es: Gegen kalte Füsse hilft - neben einer dicken Schuhsohle - eine Mütze. Denn ungeschützt wirkt der Kopf wie ein Schornstein, über den ein Grossteil der Körperwärme entweicht.

Dass Füsse und Hände zuerst frieren hat einen tieferen Grund: Zum Schutz der lebenswichtigen Organe transportiert der Körper weniger Blut zu Armen, Beinen und Füssen und zieht damit die verfügbare Wärme in den Rumpf.

In einem auf 18 Grad gekühlten Labor des Werkstoff-Prüfzentrums Qualitech in Winterthur hat «Kassensturz» verschiedene portable Wärmesysteme getestet. 18 Grad entsprechen der Innen-Temperatur einer Jacke, die zwar bei frostiger Kälte getragen wird, aber sich dank der Körpertemperatur erwärmt. Messsonden haben die Werte in der Jackentasche während zwölf Stunden aufgezeichnet.

Test-Resultate

Box aufklappen Box zuklappen

Wiederverwendbare Gel-Kissen

Bei den wiederverwendbaren Wärmebeuteln löst der Druck auf ein Metallplättchen im Gel-Kissen einen Kristallisationsprozess aus. Die Handwärmer erhitzen sich auf 50 Grad und kühlen – je nach Aussentemperatur – in 1 bis 2 Stunden wieder ab. Zum Reaktivieren müssen sie zwischen 10 und 15 Minuten in kochendem Wasser liegen, bis sich die Kristalle wieder verflüssigen.

Die drei getesteten Produkte schnitten ähnlich gut ab. Die Temperatur in der Jackentasche kletterte auf jeweils knappe 50 Grad, sank aber nach zwei Stunden bereits unter 25 Grad. Knapp am meisten Energie lieferte dabei das Produkt Magic Heat, gekauft bei Veloplus. Nachteil von Magic Heat: Beim Aufkochen muss der Handwärmer als einziger in einem Stoffbeutel verpackt werden.

Fazit bei wiederverwendbaren Handwärmern: Richtig warm geben sie nur für kurze Zeit. Deutlich länger wärmen Einweg-Produkte (siehe auch die Resultate-Tabelle).

Einweg-Wärmebeutel

Das Labor hat fünf Einweg-Handwärmer durch die gleiche Messprozedur geschickt. Gemäss Verpackung heizen sie bis zwölf Stunden. Im Gegensatz zu den wiederverwendbaren Produkten misst das Labor hier grosse Unterschiede: Der Einweg-Handwärmer von Rubitec, gekauft bei Transa, entwickelte zwar eine überdurchschnittlich hohe Temperatur, fiel aber nach 2 Stunden bereits unter 30 Grad.

Der Beutel von Trevolution, gekauft bei Sportxx der Migros, wird zwar nicht sehr heiss, spendierte im Test dafür zwölf Stunden lang eine angenehme Wärme. Der «Hand Warmer», gekauft bei Manor, lieferte im Test am meisten Energie.

Einen Haken haben aber alle Einwegprodukte, sagt Michael Schinhammer vom Prüflabor Qualitech: «Vom Umweltaspekt her sind die Wiederverwendbaren sicher besser.» Immerhin: Die Inhaltsstoffe im Wegwerfprodukt sind für die Umwelt unbedenklich. Es sind Eisenpulver, Wasser, Salz, Sägemehl, Aktivkohle und Füllstoff.

Verschiedene Anbieter führen im gleichen Einweg-System auch grössere Wärmebeutel mit stärkerer Wärmewirkung (siehe Resultate-Tabelle).

Spezielle Systeme

Geprüft hat das Labor auch den Elektro-Handwärmer Infactory, mit aufladbarem Lithium-Akku. Der aufladbare Elektro-Handwärmer soll zwei Stunden lang exakt 40 Grad Wärme abgeben. Genau diesen Wert hat das Labor ermittelt. Vorteil: Die Heizperiode lässt sich per Knopfdruck unterbrechen. Nachteil: 40 Grad wirken nicht sonderlich warm.

Alle Tests

Box aufklappen Box zuklappen

Alle Tests, Degustationen und Testsieger von «Kassensturz» auf «Tests» oder von A bis Z.

Der Kohleofen hat im Test eine Höchsttemperatur von fast 160 Grad erzielt, ist allerdings nach drei Stunden wieder auf 40 Grad abgesunken. Die Heizkurve lässt sich allerdings mit den Ersatz-Kohle-Stäbchen problemlos verlängern. Damit sich dabei niemand die Finger verbrennt, liefert der Hersteller eine Schutzhülle mit. Einziger Nachteil des Hochtemperatur-Ofens: Die Kleider nehmen mit der Zeit einen leichten Kohlegeschmack an.

Der Benzin-Taschenofen wird mit Feuerzeugbenzin gefüllt und soll bis zwölf Stunden heizen. Im Labortest heizte der Ofen mit einer Benzinladung tatsächlich elf Stunden lang bei 70 Grad. Das ist mit Abstand die grösste Wärmeleistung aller getesteten Produkte.

Fazit: Man muss vor dem Kauf wissen, wozu man die portable Wärme später brauchen will. Wenn die Handwärmer nur kurz warm geben sollen, ist man mit dem wiederverwendbaren Magic Heat von Relags gut bedient. Wenn der portable Miniofen fünf, sechs Stunden warm geben soll – und man den entstehenden Abfall nicht scheut – ist das Einwegprodukten Trevolution, gekauft in der Migros, oder der Hand Warmer, gekauft bei Manor, eine gute Wahl.

Über mehr als zehn Stunden richtig warm gibt nur der Benzin-Ofen. Oder der Kohleofen – wenn er mit den Ersatz-Kohlestäbchen gefüttert wird (siehe Resultate-Tabelle).

Stellungnahmen

Transa zum Wärmebeutel Rubytec: «Beim ‹Handwarmer› von Rubytec handelt es sich um ein sehr günstiges Einwegprodukt. Wir sind uns bewusst, dass es Produkte mit besseren Leistungswerten gibt. Auch diese führt Transa im Sortiment. Die Nachfrage seitens Kunden nach einem günstigen Produkt ist vorhanden. Das Ziel von Transa ist es, möglichst alle Bedürfnisse unserer Kunden abzudecken. Ausserdem war zum Zeitpunkt der Produktevaluation der ‹Handwarmer› das aus unserer Sicht beste Produkt. Wir sehen es aber als unsere Berufung und Pflicht laufend die aktuellsten und besten Produkte am Markt zu führen. Auch hier werden wir uns des Themas annehmen.»

Meistgelesene Artikel