Eine Auslistung von zu teuren Produkten sei das richtige Druckmittel, um Lieferanten welche zu hohe Preise verlangen, zur Vernunft zu bringen. Das sagt der Pressesprecher des Schweizerischen Konsumentenforums, Dominique Roten.
Dieses Druckmittel werde bei den Preisverhandlungen aber noch viel zu wenig eingesetzt. Roten kritisiert, dass die Schweiz auch zwei Jahre nach dem Euro-Sturz eine Hochpreisinsel sei.
Coop: «Auslistung ist ein zweischneidiges Schwert»
Der Grossverteiler Coop bestätigt zwar auf Anfrage der SRF-Konsumentensendung «Espresso», dass regelmässig mit den Lieferanten über die Einkaufspreise verhandelt werde. Dabei wird gemäss Pressesprecher Urs Meier «hart, aber fair» verhandelt.
Coop habe 2011 und 2015 als Reaktion auf gescheiterte Verhandlungen auch schon Markenprodukte aus den Regalen verbannt. Einen Teil davon habe man später wieder billiger ins Sortiment aufnehmen können. Die Androhung einer Auslistung sei aber das «letzte Mittel», denn dieser Schritt belaste die Geschäftsbeziehung nicht unwesentlich.
Auch Migros-Sprecherin Monika Weibel bläst ins gleiche Horn: «Wir haben bei Verhandlungen mit Lieferanten auch schon mit einer Auslistung gedroht, in Ausnahmefällen sogar Produkte aus dem Gestell genommen», sagt die Medienverantwortliche der Migros.
Man wolle den Konsumenten die beliebtesten Markenprodukte aber möglichst dauernd anbieten können. Es sei aber trotzdem nicht ausgeschlossen, dass man diesen «letzten Trumpf» im Ausnahmefall wieder einmal spiele werde.
Lidl hat Drohung wahr gemacht
Umgesetzt hat die Androhung einer Auslistung auch der Discounter «Lidl». Dessen Unternehmenskommunikation bestätigt gegenüber «Espresso», Ende 2015 sämtliche Nivea-Produkte aus den Gestellen verbannt zu haben. «Die Geschäftsbeziehungen zur Beiersdorf Schweiz AG ruhen seit über einem Jahr», schreibt Lidl auf Anfrage von «Espresso».
Zugeknöpft gibt sich die Nivea-Produzentin: «Die Geschäftsbeziehungen basieren auf einem Vertrauensverhältnis». Deshalb mache man gegenüber der Öffentlichkeit keine Aussagen.
Wenig auskunftsfreudig zeigt sich auch der Discounter «Aldi», der über die Preisverhandlungen keine Angaben machen will. Sicher ist und bleibt, dass Grossverteiler auch weiterhin vorsichtig mit einer Auslistung umgehen, weil gerade verkaufsstarke Produkte trotz überhöhten Preisen Kunden an den eigenen Laden binden.