Bloss zwei der insgesamt sechs getesteten Hörcenter haben bei der Stichprobe von «Kassensturz» den Mystery-Tester korrekt beraten. Mit Note 5,5 erhalten sie die Gesamtbeurteilung «sehr gut». Es sind dies die Hörcenter Audika und Amplifon. Die beiden Hörcenter überzeugten in sämtlichen getesteten Punkten: Schallgedämmter, ruhiger Raum, ausführlicher Hörtest, kompetente Beratung und eine korrekte Empfehlung.
Für «Kassensturz» besucht ein 71-jähriger Mystery-Tester sechs verschiedene Hörcenter. Alle Hörcenter sind schweizweit tätig und werben mit einer Gratis-Höranalyse. Unmittelbar nach jedem Besuch muss der Mystery-Tester jeweils 25 Fragen beantworten. Unter anderem: Welche Ton- und Hörtests wurden durchgeführt? War der Raum schallgedämmt? Wie wurde er beraten? Wollte der Akustiker dem Mystery-Tester ein Hörgerät aufschwatzen?
Zuvor lässt der Mystery-Tester in der Abteilung Audiologie des Universitätsspitals Basel seine Ohren untersuchen. Fazit des umfangreichen Hörtest im Spital: Der Mystery-Tester hört in tiefen Frequenzen noch recht gut. Jedoch in den hohen Frequenzen nimmt sein Hörvermögen ab. Das sei in diesem Alter nicht unüblich, sagt der Leiter der Abteilung Audiologie des Universitätsspitals Basel, Christof Stieger. «Der Mystery-Tester hat eine kleine Hörstörung aber ein Hörgerät ist nicht zwingend nötig», so die abschliessende Diagnose des Experten.
Dennoch empfehlen vier der sechs getesteten Hörcenter unserem Mystery-Tester ein Hörgerät zum Probetragen und Testen.
Rudimentäre Beratung und ein miserabler Test-Raum
Am schlechtesten bei der Stichprobe schneidet die Apotheke Amavita ab. Der Test führte eine Pharma-Assistentin durch. Nach rund 20 Minuten empfahl sie unserem Mystery-Tester zwei Hörgeräte für knapp 800 Franken pro Stück. Fazit der Stichprobe: Rudimentäre Beratung, simpler Hörtest und ein miserabler Test-Raum. «Ich hörte während dem Test einen Presslufthammer und zum Teil auch Werbeansagen, welche teilweise lauter waren als die Töne im Kopfhörer», stellte unser Mystery-Tester fest. Deshalb erhält Amavita die Gesamtbewertung ungenügend. Note 3,6.
Amavita schule ihr Fachpersonal für die Hör-Checks und man biete bei Hörproblemen erste Abklärungen und Einschätzungen an, schreibt das Unternehmen Galenica, zu welcher die Amavita Apotheken gehören: «Sollte während des Hör-Checks eine mittelgradige Schwerhörigkeit bestehen, wird der Kunde zu weiteren Abklärungen an einen Akustiker oder Arzt verwiesen.» Die Durchführung des Hör-Checks würden nach strengen Qualitätsrichtlinien erfolgen, schreibt das Unternehmen weiter.
Hörcenter zeigen sich sehr verkaufsfreudig
Alle anderen Hörcenter beraten unseren Mystery-Tester wesentlich besser. Sie führen den Hörtest jeweils in schallgedämmten Räumen durch, von ausgebildeten Hörgeräte-Akustikern. Ausser bei Fielmann. Trotz Anmeldung berät hier eine angehende Hörgeräte-Akustikerin im dritten Lehrjahr.
Hilfreiche Links
Die Hörzentrale Kind in Bern und das Hörcenter Neuroth in Liestal überzeugen beim Hörtest. Abzug gibt es hingegen bei der Empfehlung. Denn beide Hörcenter zeigen sich sehr verkaufsfreudig und empfehlen dem Mystery-Tester ein Hörgerät für rund 6000 Franken.
Audiologe Christof Stieger wertet mit «Kassensturz» die Stichprobe aus. Er kritisiert: Kein einziger Akustiker habe nach einer Kostenlimite gefragt. Nebst einem korrekten Hörtest sei auch die Beratung sehr wichtig. Dabei sollte der Akustiker zwingend die Bedürfnisse und auch das Budget des Kunden abklären, betont der Audiologe.