Wie gut schneiden die Nespresso-kompatiblen Kapseln im Vergleich zum Original ab? In der «Kassensturz»-Degustation waren bekannte Marken, günstige Kapseln von Discountern und meistverkaufte von Grossverteilern. Alle Kapseln sind kompatibel mit Nespresso-Kaffeemaschinen. Die Blind-Degustation durch fünf ausgewiesenen Kaffee-Experten fand in Münchenstein in den Räumen von «Kaffeemacher» statt.
Die Preise pro Kapsel bewegen sich zwischen 18 Rappen und 66 Rappen. Bei durchschnittlich 5 Gramm Inhalt entspricht dies einem Kilopreis zwischen 36 und 130 Franken.
Für die grosse negative Überraschung sorgte der bisherige Primus Nespresso mit den beliebten violetten «Arpeggio»-Kapseln. Den meisten Degustatoren bezeichnen ihn als zu rauchig und zu bitter. Die Jury bewertete diesen Kaffee mit der deutlich ungenügenden Schulnote 3,4. Kommt dazu: Mit 50 Rappen pro Kapsel ist Nespresso relativ teuer.
«Ungenügend» war neben Nespresso auch die Kapsel der Schweizer Firma Pressogno, das Eigenprodukt von Denner und auf dem letzten Platz die Kapsel der Schweizer Traditionsfirma Caffè Ferrari. Bei Ferrari überdeckte der Beigeschmack von Kohle die Aromen. In einer Nach-Degustation habe man festgestellt, dass eine Kaffeesorte zu dunkel geröstet worden sei, was zur Bitterkeit und Schärfe geführt habe, schreibt Caffè Ferrari. Die betroffene Charge sei bereits aus den Läden zurückgezogen worden.
Keine Geschmacksache
Wie voll und komplex ein Kaffee schmeckt, ist keine reine Geschmackssache. «Die Intensität von Kaffee kann mit einem Refraktometer gemessen werden», sagt Benjamin Hohlmann von «Kaffeemacher», einem Anbieter von Schulungen rund um Kaffee. Hohlmann hat diese Messung beim Nespresso-Kaffee durchgeführt.
Aus jeder Kaffeebohne können rund 30 Prozent Kaffeeteilchen extrahiert werden. Der Intensität eines Kaffees hängt von der Anzahl extrahierter Kaffeeteilchen ab. Je mehr Kaffeeteilchen, desto stärker der Kaffee. Im «Arpeggio» von Nespresso konnte Benjamin Hohlmann 3,7 Prozent gelöster Kaffeeteilchen nachweisen. Im traditionellen Espresso fand er 7,7 Prozent gelöster Kaffeeteilchen, also doppelt so viel wie im Kapselkaffee. Nicht erstaunlich. In den Kapseln stecken nur 5 bis maximal 5,5 Gramm Kaffee. Für einen richtigen Espresso braucht es 7 bis 9 Gramm.
Der Boom der Kapselkaffees wirke sich auf das Geschmacksempfinden der Konsumenten aus, sagt Benjamin Hohlmann: «Wegen des Kapselkaffee-Konsums verändert sich die Wahrnehmung des Espressos. Denn mit diesen Espresso-Kapseln trinken Konsumenten eher ein Getränk, das dem Kaffee Crème entspricht.»
Immerhin: Unter den Kapsel-Kaffees in der Degustation gab es Espressi, die recht angenehm schmecken. Die Eigenmarke Amaroy von Aldi bietet recht gute Aromen und eine gute Röstnote. Der Kaffee war der beste unter den günstigen Produkten der Discounter. Der Discountpreis– Aldi, Lidl, Denner, Prix Garantie – liegt bei 18 Rappen pro Kapsel.
In den drittplatzierten Kapseln von Jacobs steckten, im Gegensatz zu den meisten andern, viel fruchtigere Aromen. Das trifft auch auf La Mocca auf dem 2. Rang zu, dem Kaffee von Coop mit dem Fairtrade-Label «Max Havelaar».
Testsieger ist Lavazza. Die Degustatoren riechen und schmecken klare Aromen wie Haselnuss, Milchschokolade, Mandel, Zitrusfrucht. Marco Wellinger vom Coffee Excellence Center der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften: «Es ist ein ausgeglichener Kaffee, der im Mund sehr angenehm daherkommt. Mit dezenten Bitternoten und Säuren.»
Fazit der Degustation: Für einen traditionellen, kräftigen italienischen Espresso sind selbst die besten Kapselkaffees zu schwach. Doch mit den besten lässt sich durchaus ein zufriedenstellender Kaffee brauen.