Ob Hund, Katze, Meerschweinchen oder Kanarienvogel: Die Alternativmedizin für Heimtiere boomt. Die Homöopathie will physische Leiden heilen. Wer jedoch das Gefühl hat, sein Haustier sei emotional und psychisch schlecht gelaunt, findet bei der Bachblütentherapie nach Mitteln gegen Angstzustände, Eifersucht oder Konzentrationsschwierigkeiten.
In der Tiermedizin wird eher die klassische Schulmedizin angewendet
«In der Tiermedizin wird eher die klassische Schulmedizin angewendet», sagt Sarina Bachmann vom Heimtierbedarfsgeschäft Meiko mit 11 Filialen. «Viele Tierhalter haben aber mit der Naturheilpraktik jedoch sehr gute Erfahrungen gemacht.»
Tierliebe fördert Geschäft
In den Regalen der Heimtiergeschäfte werden die Reihen mit alternativen Arzneien immer länger. Und auch der Verkauf von spezifisch dem Bedürfnis des Tieres angepassten Nahrungsergänzungsmitteln steigt massiv. Diese Heimtiernahrung oder «Pet Food» wird nach den Bedürfnissen der Tiere mit Fleisch, Zerealien, Körnern, Vitaminen oder Gemüse zusammengesetzt.
Vegane Ernährung Hund und Katz’
Die Mehrheit der Tierhalter verwöhnen ihre Lieblinge derart, dass man von der Humanisierung der Haustiere redet. Miou und Buddy gelten als Familienmitglieder und erhalten mit «Bio»- oder «Light»-Produkten Futter, das dem menschlichen Essen ähnelt. Tierhalter entscheiden sich für Produkte, die sie auch für sich kaufen würden. Es gibt vegane Heimtiernahrung mit nachhaltigen Proteinquellen und laktose-, getreide- und glutenfreien Zusammensetzungen.
Das hat seinen Preis: Für spezielle Hunde-Futterergänzungsmittel für «Starke Knochen», «Gesunde Zähne und frischen Atem» oder «Mehr Gelassenheit» zahlen Tierhalterinnen und Tierhalter bis Fr. 12.- pro 100 Gramm.
Nestlé mit 3 Mrd. Umsatzplus
Die Humanisierung der Haustiere widerspiegelt sich bei der Futtermittelindustrie. Der Schweizer Konzern Nestlé steigerte den Umsatz weltweit mit Heimtierbedarf von 15 Mrd. Franken im Jahr 2021 auf 18 Mrd. Franken im Jahr 2022. Der Schweizer Umsatz im Detailhandel allgemein mit Haustieren und zoologischem Bedarf für Haustiere hat sich gemäss der Markt- und Konsumdatenfirma Statista in den letzten zehn Jahren auf rund 640 Mio. Franken fast verdoppelt.
Beinahe in jedem zweiten Schweizer Haushalt lebt ein Tier. Das sind zum Beispiel 1.8 Mio. Katzen, 848'000 Fische in Aquarien, 544'000 Hunde und 413'000 Reptilien.
Luxusmedizin ohne finanzielle Limite
Die Humanisierung der Haustiere schlägt sich bei der Tiermedizin nieder. Medizinische Behandlungen für Haustiere boomen. Finanzielle Limiten gibt es kaum. Die «Rundschau»von SRF zeigte Beispiele von Krebsbestrahlung bei Hunden (Fr. 6'000.-), neuen Hüftgelenken für eine Katze (Fr. 10'000.-) oder einer regelmässigen Therapie und Ernährungsberatung für Haustiere (Fr. 60 pro ½ Std.).
Stetig steigen auch die Zahlen der kremierten Tiere. «Das Bedürfnis, im Tierkrematorium in Ruhe und Würde vom geliebten Haustier Abschied zu nehmen» sei gewachsen, sagt Esther Sager vom Tierkrematorium Seon. Im Verhältnis zum Spezialfutter und Luxus-Tiermedizin sind die Preise für die Kremation bescheiden: Die Bestattung einer Katze kostet 240 Franken, inklusive Urne.