Alisa kämpfte um ihr Leben. Sie musste notfallmässig operiert werden und lag zwei Wochen im Koma. Alisa fand im Nachttisch ihrer Mutter eine Knopfbatterie – und verschluckte sie. Auch heute, gut acht Jahre später, leidet sie noch immer unter den Folgen: «Wenn ich trinke, gelangt immer etwas Flüssigkeit in die Luftröhre, das reizt und deswegen huste ich.»
Alisa spricht mit rauer Stimme – auch dies eine Folge der Verätzungen. Unfassbar: Die heute 10-Jährige musste seither über 70 Operationen erleiden – und es sind noch weitere Eingriffe nötig.
Wenn die Batterie festsitzt [...], entsteht eine sehr alkalische Umgebung wie Natronlauge, die ein Absterben des Gewebes verursacht.
Kein Einzelfall
Jeden Monat landen Kinder mit verschluckten Knopfbatterien in den Schweizer Notfallstationen. So auch bei Mario Mendoza-Sagaon, Chefarzt der Kinderklinik in Bellinzona: «Wenn die Batterie festsitzt, gelangen Speichel und Schleim in die Batterie, es entsteht ein elektrischer Stromkreis und eine sehr alkalische Umgebung wie Natronlauge, die ein Absterben des Gewebes verursacht.»
Um zu verstehen, was passiert, legen wir eine Knopfbatterie zwischen zwei Scheiben Schinken. Nach nur kurzer Zeit frisst sich Säure durch das organische Gewebe. Im Hals eines Kindes kann dies schnell lebensgefährlich werden.
Verstösse gegen die Norm
Doch gerade in Kinderspielzeug sind Knopfbatterien oft anzutreffen. Das akkreditierte Labor UL-Solutions in der Lombardei ist auf die Sicherheit von Kinderspielzeug spezialisiert: «Die Norm sieht vor, dass das Batteriefach im Spielzeug mit einer Klappe abgedeckt sein muss. Die Klappe muss zudem gesichert sein, mit einer Schraube zum Beispiel», erklärt Alessia Quintieri von UL-Solutions. Oder aber die Klappe darf nur mit einer komplizierten Doppelbewegung zu öffnen sein, wie zum Beispiel bei Verschlüssen von Medikamenten.
Doch nicht alle Hersteller halten sich an die Norm: Das Labor findet immer wieder Kinderspielsachen, deren Knopfbatterien ohne Probleme von Kindern entnommen werden können.
Zudem finden sich Knopfbatterien heute auch in vielen Haushaltsgeräten wie Küchen- oder Personenwaagen, in TV-Fernbedienungen oder in Radioweckern. Die Gefahr für Kinder lauert überall, denn auch bei solchen Geräten sind die Knopfbatterien oft nicht gut genug gesichert.
Augen auf beim Kauf
Einzelne Batterien sind auch in ihrer Verkaufsverpackung ein Risiko. Denn gewisse Verpackungen lassen sich auch von Kindern ohne weiteres öffnen. Immerhin weisen alle Hersteller darauf hin, dass die Batterien ausserhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden sollten. Und es gibt auch kindersichere Verpackungen, welche nur mit einer Schere geöffnet werden können. Noch sicherer: Einzelne Hersteller bekleben ihre Knopfbatterien mit einem Belag, welcher im Kindermund bitter schmeckt. So speien die Kinder die Scheiben sofort wieder aus. Eltern sind also gut beraten, beim Kauf von Knopfbatterien auf solcherlei Schutz zu achten.
Ich möchte andere warnen und sagen: Wenn du ein kleines Kind hast, passe extrem auf mit kleinen Sachen oder kleinen Batterien.
Leider existierte bei Alisa damals kein solcher Schutz. Die Folgen der verschluckten Knopfbatterie werden sie ihr Leben lang begleiten. Ihre Botschaft ist klar: «Ich möchte andere warnen und sagen: Wenn du ein kleines Kind hast, passe extrem auf mit kleinen Sachen oder kleinen Batterien.»