Ein Hotspot für Betrügereien ist der Tourismus-Magnet London. Laut Medienberichten hätten sich in den letzten anderthalb Jahren allein auf Booking.com Betrügereien fast verzehnfacht, gewisse Vermieterinnen und Vermieter kennen in der Tat keine Skrupel: Kleinstzimmer mit Bett im Badezimmer, Zeltlager im Wohnzimmer. Oder gar Wohnungen, die es so nicht gibt.
Einen solchen Albtraum erlebten Marina Demierre und ihre Familie aus dem Kanton Waadt. Sie wollten letzte Weihnachten in London verbringen. Das Inserat auf Booking überzeugte: «Eine schöne, grosse Wohnung an bester Lage für 2200 Franken für drei Nächte», erzählt sie in der RTS-Sendung «A Bon Entendeur».
Das böse Erwachen
Doch als die Familie die Ferienwohnung betritt, entpuppt sich die stylische Wohnung als unhygienische Absteige: Schimmel, abblätternde Farbe und ein ekliger Geruch. Die Familie sucht ein Hotel, doch mitten in der Hochsaison findet sie keine zahlbare Alternative.
Und der Booking-Kundendienst ist keine Hilfe, erzählt Demierre: «Alles läuft über automatisierte Chatbots.» Obwohl die Familie Booking auf die gefälschten Fotos aufmerksam macht, bleibt das Inserat online und die Albtraumwohnung buchbar. Nachdem sich RTS einschaltet, zahlt Booking die bezahlten 2200 Franken zurück.
London: Hotspot für Betrügereien mit Ferienwohnungen
Diese Art von Täuschung ist alles andere als ein Einzelfall. Chris Bailey von der Organisation Action on Empty Homes untersucht seit Jahren den Missbrauch von Plattformen zur Vermietung von Ferienwohnungen.
In London gebe es richtige Airbnb-Imperien: «Sie vermieten mehrere Wohnungen im selben Gebäude und bringen die Leute irgendwo unter, man weiss nie, wo man genau schläft». Manchmal gebe es auch gar keine Wohnung. «Es geht nur ums Geld.»
Korrespondent inseriert problemlos eine Wohnung, die es gar nicht gibt
Wie genau überprüfen Airbnb, Booking.com und andere Anbieter ihre Plattformen auf betrügerische Inserate? Der London-Korrespondent von RTS, Clément Bürge, macht den Selbstversuch.
Er inseriert ein einfaches Londoner Reihenhaus und frisiert das Inserat mit realistischen, aber gefälschten Fotos und künstlicher Intelligenz und beschreibt vollmundig: «Vier Schlafzimmer, vier Bäder und ein Whirlpool.» Es gibt nur einen Haken: Dieses Haus existiert nicht!
Das Fake-Inserat platziert Bürge auf Buchungsplattformen wie Airbnb, Booking.com, Vrbo und Agoda. Resultat: Airbnb verlangt einen Ausweis und publiziert das Inserat innert 30 Minuten. Ohne zu überprüfen, ob sich das Haus auch tatsächlich an der angegebenen Adresse befindet.
Agoda und Vrbo verlangen keinen Adress- oder Identitätsnachweis und veröffentlichen das Inserat innerhalb weniger Stunden. Booking schickt einen Brief per Post, um zu überprüfen, ob die Adresse tatsächlich existiert. Aber: Keine Plattform überprüft, ob die Fotos echt sind.
Bereits nach zwei Tagen hat der Korrespondent Buchungs-Anfragen im Wert von rund 30‘000 Franken – die er selbstverständlich alle ablehnt. Eine einzige Plattform bemerkt die Fälschung: Vrbo löscht die Anzeige, 12 Stunden nach der Veröffentlichung. Ernüchternd: Die anderen reagieren erst nach der Konfrontation von RTS auf das Fake-Inserat.