«Kassensturz» und «K-Tipp» haben 13 Feuchtfutter für Katzen getestet. 12 der Testprodukte enthalten zu viele Mineralien. Vor allem Kalzium und Phosphor waren in fast allen Futtern deutlich überdosiert. Beides kann für Katzen langfristig lebensbedrohenden Folgen haben: Zu viel Kalzium kann einen Mangel an wichtigen Spurenelementen wie Zink, Eisen und Kupfer verursachen. Bei zu viel Phosphor im Futter steigt die Gefahr von Nierenschäden.
Weniger Phosphor verlängert das Leben
«Mineralien sind für uns alle wichtig», sagt Professorin Christine Iben, Tierernährungs-Spezialistin an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. «Bei der Katze spielt aber eine Überversorgung mit Phosphor eine Rolle: Die meisten unserer Katzen sterben an einer Nieren-Insuffizienz.» Streng wissenschaftlich ist die Rolle des Minerals zwar nicht bewiesen, bei erkrankten, älter werdenden oder älteren Katzen habe man aber gesehen, dass weniger Phosphor in der Nahrung das Leben verlängert.
Christine Iben hat die Futter anhand der Analyseresultate des Wissenschaftszentrums für Ernährung, Landnutzung und Umwelt der Technischen Universität München in Freising bewertet. «Ein gutes Alleinfeuchtfutter für Katzen ist im Prinzip das Wichtigste insbesondere für Wohnungskatzen, die ja gänzlich auf die Ernährung durch den Besitzer angewiesen sind.»
Viele Nassfutter sind überdosiert
Die getesteten Nassfutter sind laut Verpackung «Alleinfutter». Deshalb sollten sie die Katzen erst recht mit allen notwendigen Stoffen versorgen.
Doch im Test schneidet fast jedes zweite ungenügend ab. Die Eigenprodukte von Aldi, Coop, Spar, Volg, Denner, Lidl und Migros sind alle mit Mineralien überdosiert. Wer seiner Katze diese Futter über längere Zeit vorsetzt, kann deren Gesundzeit gefährden.
Auch bekannte Marken wie Sheba und Whiskas kamen nicht über ein «genügend» hinaus. Das ist vor allem für Sheba, mit einem Preis von 1.46 Franken pro 100 Gramm, enttäuschend. Die Eigenmarke von Landi, Joy Bitscat, ist ebenfalls genügend. Dieses Futter kostet aber nur 11 Rappen pro 100 Gramm. Für Katzenbesitzer, die aufs Budget schauen müssen, ist Joy Bitscat eine gute Wahl.
Abzüge für falsche Futtermengen
Alle drei haben die Note «Gut» verpasst, weil die Fütterungsempfehlungen nicht stimmten. Christine Iben hatte die Fütterungsempfehlungen der Hersteller auf der Verpackung mit dem tatsächlichen Bedarf verglichen. Iben ging von einer 4 Kilo schweren Katze mit durchschnittlicher Bewegung aus.
Für die Gesundheit der Katzen ist die richtige Futtermenge entscheidend. Übergewicht kann Diabetes und Gelenkprobleme verursachen. Untergewicht führt zu gefährlichen Mangelerscheinungen.
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Laut der Professorin weicht bei vier Produkten die empfohlene Menge vom tatsächlichen Bedarf deutlich ab: Mit den Empfehlungen der Landi würden Katzen übergewichtig. Landi rät zu täglich 300 bis 400 Gramm, um den Energiebedarf zu decken. Laut Iben genügen bei diesem Produkt 270 Gramm. Auch der empfohlene Futterbedarf auf dem M-Budget-Produkt sei zu hoch. Whiskas dagegen rät zu 250 Gramm Futter pro Tag. Laut Iben benötigt eine Katze 100 Gramm mehr.
Unnötiger Zucker für schöneres Aussehen
Ebenfalls gemessen wurde der Gesamtzuckergehalt. Hier lag nur ein Produkte über dem empfohlenen Wert. Zucker hat kaum Auswirkungen auf die Katze – eher für die Katzenbesitzer: Hersteller mischen karamellisierten Zucker unters Futter, damit es schöner aussieht.
Richtige Fütterungsempfehlung und nur leicht zu viel Mineralien ergeben ein «Gut». Diese Note erreichte das Nestlé-Produkt Purina One. Es ist das dritt-teuerste im Test. Gut ist auch Felix. Es ist mit 83 Rappen pro 100 Gramm deutlich günstiger.
Testsieger mit einem «Sehr gut» ist Instinctive Gelée von Royal Canin. Es ist das einzige Futter im Test mit richtig dosierten Mineralien. Aber: Es kostet 2.18 Franken pro 100 Gramm. Das ist 20 Mal mehr als die günstigsten Futter.
Kein grosser Unterschied zwischen Industrie- und Naturnahrung
«Kassensturz» hat Christine Iben auch nach dem qualitativen Unterschied zwischen den getesteten Industrieprodukten und natürlicher, selbst erlegter Nahrung gefragt. Die Antwort: «Wenn man Feuchtfutter für Katzen mit den Inhaltsstoffen einer Maus vergleicht, sind da nicht so grossartige Unterschiede.»
Stellungnahmen der Hersteller
Von «K-Tipp» auf die Testergebnisse angesprochen, verweisen die meisten Hersteller auf die Richtlinien des Europäischen Verbands der Heimtiernahrungsindustrie FEDIAF. So habe dieser beispielsweise keine Höchstgehalte für Kalzium und Phosphor festgelegt. Zudem käme es bei den Futterwerten aufgrund der Rohmaterialien zu «natürlichen Schwankungen».
Nestlé (Purina), Mars (Whiskas, Sheba) und Migros betonen, dass die Fütterungsempfehlungen nicht allgemeingültig sind. Man weise Tierhalter darauf hin, die Futtermenge je nach Alter, Rasse und Aktivität der Katze anzupassen. Mars warnt: «Inzwischen ist fast jede zweite Hauskatze übergewichtig oder sogar fettleibig».