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Töten auf dem Hof Kein Transport-Stress für Schlachtvieh

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kanton Graubünden geht neue Wege bei der Schlachtung von Rindern: Er bewilligt Landwirtschaftsbetrieben unter strengen Auflagen das Töten und Entbluten der Tiere auf dem Hof.
  • Im Unterschied zur sogenannten Weideschlachtung wird das Tier nicht auf der Weide durch einen Schützen betäubt, sondern die Betäubung erfolgt durch einen Bolzenschuss, während das Tier in einem Gatter fixiert ist.
  • Diese Art des Schlachtens soll den Tieren den Transport-Stress ersparen, denn sie werden erst nach der Tötung zum Schlachthof gefahren.
  • Durchgeführt werden muss das Töten auf dem Hof von einer fachkundigen Person. Zudem benötigt der Hof die entsprechende Infrastruktur.
  • Als erster Betrieb im Kanton führt der Hof Dusch in Paspels (GR) solche bewilligten Tötungen durch: «Wir wollen die Stressfaktoren vor dem Schlachten für das Tier ausschalten», sagt der 37-jährige Bio-Landwirt Georg Blunier.

Audio
«Mit dieser Schlachtung schalten wir den Stress für das Tier aus»
aus Espresso vom 24.05.2018. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 44 Sekunden.

Alles muss extrem schnell gehen: Metzger Niki Bieler setzt den Bolzen an die Stirn des Rindes. Ein kurzer, dumpfer Knall. Das Tier sackt zu Boden. Landwirt Georg Blunier sitzt bereits im Traktor, fährt so nah als möglich an das betäubte Tier heran, bindet es an einem Bein fest und hebt es mit der Hebevorrichtung an. Nun folgt ein Schnitt am Hals des Rindes. Das Tier blutet aus.

Es wäre eine ganz gewöhnliche Schlachtszene, wenn sie sich nicht an einem so ungewöhnlichen Ort abspielen würde: Wir befinden uns mitten auf dem Hof von Bio-Landwirt Georg Blunier. Seit 2014 hält er auf dem Hof Dusch in Paspels (GR) Grauvieh. In der Regel sind es um die zwanzig Tiere. Seit Frühling 2018 hat er die Bewilligung, diese auf dem Hof töten und entbluten zu lassen. «Damit können wir den Stress des Transports für die Tiere ausschalten», sagt er gegenüber dem SRF-Konsumentenmagazin «Espresso».

Maximal 45 Minuten Zeit

Sobald das Tier ausgeblutet ist, muss es so rasch als möglich zum eigentlichen Schlachtbetrieb im zehn Kilometer entfernten Bonaduz transportiert werden. «Vom Entbluten bis zum Ausbeinen darf es maximal 45 Minuten dauern», sagt Blunier, der als einer der ersten Landwirte überhaupt solche Tötungen auf dem Hof durchführt.

Anders als bei der sogenannten Weideschlachtung, bei welcher die Tiere aus einigen Metern Distanz geschossen werden, müssen die Schlachttiere beim Töten auf dem Hof von den anderen Tieren getrennt fixiert werden. Zudem muss sichergestellt sein, dass das auslaufende Blut nicht im Boden versickert. Georg Blunier musste dazu extra ein entsprechendes Gatter mit Beton-Boden bauen. Die wohl wichtigste Vorschrift ist aber, dass ausschliesslich eine fachkundige Person das Töten und Entbluten durchführen darf.

«Die Krux war die Gesetzgebung»

Der Kantonstierarzt des Kantons Graubünden, Rolf Hanimann, sagt, eine Schwierigkeit dieser Tötungsmethode sei die Gesetzgebung gewesen. Diese sieht vor, dass Tiere nur in dafür vorgesehenen, von den Behörden bewilligten Schlachtbetrieben geschlachtet werden. «Das war die Krux», sagt Rolf Hanimann.

Mit den baulichen Massnahmen, der Durchführung durch einen Metzger und den kurzen Transportwegen sei aber ein gesetzeskonformer Weg gefunden worden. Wenn immer möglich biete man für solche innovative Ideen von Landwirten Hand. «Vor allem, wenn wir sehen, dass damit der Transport-Stress der Tiere entfällt und sie dort getötet werden können, wo sie leben.»

Nischenproduktion

Neben dem Hof Dusch in Paspels hat der Kanton Graubünden unterdessen noch einem weiteren Betrieb die Bewilligung für das Töten auf dem Hof erteilt. Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLV) hat zudem Kenntnis von Betrieben in den Kantonen Zürich und Solothurn, die ihre Tiere auf diese Art Schlachten lassen. Dem Schweizer Tierschutz (STS) ist zudem ein Betrieb im Kanton Luzern bekannt. Eine Meldpflicht gegenüber dem Bund gibt es nicht.

Sofern die Tierschutz- und Lebensmittelsicherheits-Kriterien erfüllt seien, spreche nichts gegen diese Schlachtungsmethoden. «Jedoch werden sie aufgrund des Aufwandes und den damit verbundenen Kosten eher eine Nischen-Produktionsmethode sein.»

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