TCS-Testleiter Bernhard Schwab führt mit allen fünf getesteten Veloanhängern eine Vollbremsung mit 45 Kilogramm Ladung durch. Was dann passiert, dürfte die meisten Fahrer erschrecken. «Wenn man da nicht bereit ist, kann man stürzen», sagt Bernhard Schwab, der beim TCS Experte für Produktsicherheit ist.
Bei einer Vollbremsung wird das hintere Rad des Velos vom Gewicht entlastet und haftet nur leicht auf der Strasse. «Weil die Anhängerkupplung seitlich an der Hinterachse montiert ist, kann der Anhänger das Hinterrad des Velos wegdrücken», erklärt Schwab. Diese Erkenntnis gilt – in leicht unterschiedlicher Ausprägung – bei allen Anhängern im Test.
Achtung vor Randsteinen: Kippgefahr!
Der Fahrtest zeigte ausserdem: Fährt man mit dem Anhänger mit nur einem Rad schräg über einen Randstein, kann das Gefährt kippen – ein Schock für Kinder und Fahrer. «Es braucht eine Extremsituation, aber wenn man zum Beispiel abgedrängt wird und einen Randstein erwischt, kann der Anhänger kippen.»
Wer mit dem Anhänger unterwegs ist, sollte also jederzeit auf genügend Abstand zu Randsteinen und anderen Hindernissen achten.
Beim Anhänger ist das Risiko eines Unfalls mit Verletzung sechs Mal kleiner als beim Kindersitz.
Veloanhänger ist sicherer als Kindersitz
Auch wenn solche Extremsituationen vorkommen können, der Veloanhänger ist im Vergleich zum Kindersitz deutlich sicherer, wie Studien belegen. «Beim Anhänger ist das Risiko eines Unfalls mit Verletzung sechs Mal kleiner als beim Kindersitz», sagt Roland Grädel von der Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU.
Denn der Anhänger kippt in den meisten Fällen nicht um, wenn das Zugfahrrad kippt. Im Gegensatz zum Kindersitz. «Der Kopf des Kindes liegt beim Velositz auf circa 1.20 Meter Höhe. Wenn das Velo umkippt, kann sich das Kind beim Aufprall verletzen», so Grädel.
Auch im Vergleich untereinander bestehen die Veloanhänger den Sicherheitstest. Der TCS hat fünf der meistverkauften Veloanhänger mit Platz für zwei Kinder geprüft. Testleiter Bernhard Schwab untersuchte unter anderem die Räder, Bremsen, das Gurtschloss und die Polsterung. Sowie mögliche Verletzungsgefahren durch scharfe Kanten oder ungenügenden Eingriff-Schutz bei den Rädern.
Sicherheit beim Fahren im Gelände
Im Fahrtest mussten die Anhänger ihre Stabilität beim Geradeausfahren, auf unebenen Strassen und bei Kurvenfahrten beweisen. Hier zeigten sich alle Anhänger als sehr stabil.
Der Absatz von Veloanhängern für den Kindertransport nimmt zu. Im letzten Jahr wurden laut einer Branchenschätzung gegen 10'000 Stück verkauft. Das hängt auch mit dem Boom bei den Elektrovelos zusammen: Mit dem E-Bike kosten auch schwer beladene Anhänger kaum mehr Kraft.
Komfort für Eltern und das Kind
Der Komfort beim täglichen Gebrauch ist ein weiteres Test-Kriterium. Wie gut lassen sich die Anhänger zusammenbauen, wie gut und schnell lassen sie sich am Velo ankuppeln? Wie einfach lassen sich Schiebegriff, Deichsel und andere Teile verstellen? Und wie gross und praktisch ist der Stauraum?
Auch der Komfort für das Kind wurde bewertet. Unter anderem: Ein- und Ausstieg, Polsterung von Sitz und Gurt und ob das Fahrwerk gefedert ist.
Kein Anhänger ungenügend
Mit 54 beziehungsweise 55 von 100 Punkten liegen die zwei günstigsten Modelle am Schluss der Wertung: Der Leggero Vento Sail und der XLC Duo Line (519 Franken). Der XLC fällt beim Komfort ab, weil er spartanisch ausgerüstet ist. Das Fahrwerk ist nicht gefedert, die Gurte sind nicht gepolstert.
Der Leggero Vento Sail ist anders konstruiert als die übrigen Anhänger. Er basiert auf einer Leichtmetall-Wanne statt einem Stangen-System. «Damit ist er einer der schwersten Anhänger im Test. Auf schlechtem Untergrund dröhnt die Konstruktion», so Testleiter Schwab.
Dafür bietet der Leggero viel Platz und hat bequeme Sitze. Der Vento Sail ist nur noch online verfügbar, zu einem Preis von 444 Franken. Seit kurzem ist das Nachfolgemodell Vento R im Fachhandel erhältlich. Dieser wurde nicht getestet.
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Croozer und Burley eng beieinander an der Spitze
60 Punkte erhält der Thule Chariot Lite 2. Er lässt sich einfach und kompakt zusammenfalten. «Beim Fahrverhalten kann er mit den besten zwei nicht ganz mithalten», sagt Testleiter Bernhard Schwab.
Mit 69 Punkten verpasst der Croozer Kid Plus for 2 den Testsieg nur knapp. Er schneidet bei den Fahreigenschaften am besten ab, hat die intelligenteste Kupplung und als einziger Leuchtlampen integriert. Laut Schwab beim Fahren im Dunkeln vorbildlich. «Bei den anderen Modellen gibt es nur Rückstrahler».
Mit E-Bike und Anhänger sollte man nicht schneller als 25 Stundenkilometer fahren.
Noch zwei Punkte besser schneidet der Burley D Lite für 890 Franken ab, der leichteste Anhänger im Test. «Das Fahrwerk ist gefedert, je nach Zuladung kann man es auch einstellen. Und beim Fahren merkt man, dass er sehr ruhig und stabil hinter dem Velo herläuft».
E-Bikes und Anhänger: Nicht schneller als 25 km/h!
Wichtig bei E-Bikes mit Anhängern: Kinderanhänger sind auch für schnelle Elektrovelos erlaubt, die Geschwindigkeiten bis zu 45 km/h unterstützen. Roland Grädel von der BfU rät davon ab, mit dem Anhänger so schnell zu fahren: «Wer mit dem Velo mit 15 Stundenkilometern fährt, hat einen Bremsweg von rund zehn Metern. Mit einer Geschwindigkeit von 25 km/h beträgt der Bremsweg bereits rund 20 Meter.» Seine Empfehlung: Mit E-Bike und Anhänger nicht schneller als 25 Stundenkilometer fahren. Und: Kinder sollten auch im Anhänger einen Helm tragen.