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Kindersitze: Der teuerste bietet keine Sicherheit
Aus Espresso vom 22.05.2017. Bild: PD
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Umwelt und Verkehr Kindersitze im Test: Einzelne Modelle mit gravierenden Schwächen

Der TCS hat zusammen mit der deutschen Stiftung Warentest 39 Kindersitze untersucht. Die meisten davon haben gut abgeschnitten, fünf Modelle jedoch fallen durch.

Das wichtigste in Kürze:

  • 31 der 39 getesteten Kindersitze bezeichnet der TCS als «empfehlenswert» oder sogar «sehr empfehlenswert».
  • Erstmals wurden zwei Modelle getestet, welche für alle Altersgruppen (von der Geburt bis zwölf Jahre) geeignet sein sollen. Diese vermochten punkto Sicherheit nicht zu überzeugen.
  • Im Bezugsstoff von zwei Modellen wurde gesundheitsschädigendes Flammschutzmittel gefunden.

In regelmässigen Abständen testen TCS und «Stiftung Warentest» Kindersitze. Im aktuellen Test sind erstmals auch zwei Kindersitze dabei, welche laut Hersteller für alle Altersgruppen geeignet sind – also von der Geburt bis zwölf Jahre. Diese beiden Modelle zeigten im Test jedoch erhebliche Sicherheitsmängel.

«Es zeigt sich, dass es sehr schwierig ist, einen Sitz zu schaffen, der sowohl für Neugeborene wie auch für 12-jährige Kinder sicher genug ist», sagt TCS-Testexperte Daniel Ballmann zum Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1. Die Anforderungen seien zu unterschiedlich.

«Innovation» höchstens als Notlösung

Ebenfalls getestet wurde der neuartige Kindersitz «Grab-and-go», welcher vom Hersteller Mifold aufgrund seiner kompakten Masse als Innovation bezeichnet wird. TCS und «Stiftung Warentest» sehen jedoch Schwächen bei der Sicherheit. Testexperte Daniel Ballmann meint, der Sitz sei zwar sehr praktisch – er passe in jeden Rucksack, da man ihn zusammenklappen könne. Jedoch habe er keine Rückenlehne und biete dadurch bei einem seitlichen Aufprall keinerlei Sicherheit. Beim Frontalaufprall sei der Schutz ausreichend. «Der Hersteller hat uns gegenüber betont, der Sitz sei als Notlösung gedacht und nicht für den täglichen Gebrauch.»

Viele gute Modelle

Freuen dürften sich Eltern über die vielen positiven Ergebnisse: Von den 39 getesteten Modellen stufen die Tester 23 als «sehr empfehlenswert» und acht immer noch als «empfehlenswert» ein. Diese Modelle gehen teilweise über die gesetzlichen Anforderungen hinaus.

«Das heisst, sie überzeugen punkto Sicherheit sowohl beim Frontal- wie auch beim Seitenaufprall und sie sind überdies auch einfach zu bedienen», meint Daniel Ballmann.

Bester Schutz in der Babyschale

Aber auch der sicherste Kindersitz taugt nichts, wenn er nicht richtig installiert oder falsch eingesetzt wird. «Wir stellen beispielsweise immer wieder fest, dass Eltern ihr Kind zu früh nicht mehr in der Babyschale, sondern im nächst grösseren Sitz transportieren.» Die Babyschale sei jedoch sehr sicher, weil das Kind darin rückwärts transportiert werde. Bei einem Frontalaufprall sind Kinder in der Babyschale somit am besten geschützt.

Grundsätzlich gilt: Kinder bis mindestens 15 Monate müssen gegen die Fahrtrichtung transportiert werden. Der TCS empfiehlt, Kinder so lange wie möglich rückwärts zu transportieren (bis der Kopf aus der Babyschale kommt oder bis das Kind 13 Kilo schwer ist).

Kindersitz kaufen, aber richtig!

Testresultate können eine erste Orientierung geben für den Kauf eines Kindersitzes. «Blind bestellen sollte man einen Kindersitz jedoch nicht», rät TCS-Experte Daniel Ballmann. «Nehmen Sie Kind und Auto mit zum Geschäft und probieren Sie die zur Auswahl stehenden Modelle aus.» Besonders achten sollte man auf folgende Punkte:
Der Kindersitz sollte möglichst stabil im Fahrzeug eingebaut werden können. Er sollte sich also nicht mehr gross bewegen lassen nach dem
Einbauen.
Gurte sollten möglichst gradlinig verlaufen und keine Falten werfen.
Gewisse Kindersitze (z.B. solche mit Stützfuss) können nicht in allen Autos montiert werden. Überprüfen Sie, ob Ihr Auto für den ausgewählten Sitz geeignet ist.

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