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Bündnerfleisch aus Brasilien: Der ganz legale Etikettenschwindel
Aus Kassensturz vom 26.01.2016.
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Konsum Bündnerfleisch aus Importfleisch: Der legale Etikettenschwindel

Auf manchen Bündnerfleisch-Packungen prangt das Kantonswappen, obwohl das Fleisch grösstenteils aus Südamerika und Europa kommt und in der Schweiz nur getrocknet wird. «Kassensturz» sagt, wieso auch unter dem Swissness-Gesetz ausländisches Fleisch mit dem Schweizer Kreuz gekennzeichnet werden darf.

«Kassensturz»-Zuschauer Beat P. traute unlängst seinen Augen nicht: «Auf der Verpackung des Bündnerfleisches ist ein Steinbock abgebildet, samt Bündnerwappen. Im Kleingedruckten auf der Rückseite musste ich aber lesen, dass das Fleisch aus Deutschland stammt. Ich finde das nicht in Ordnung!»

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Nicht genug: Auf der Packung glänzt zudem das Label IGP. Damit schützt der Bund Originalprodukte aus einer bestimmten Schweizer Region. Geschütztes Bündnerfleisch produziert aus deutschem Fleisch – ist das erlaubt? «Absolut», sagt Andrea Mani, Präsident des Verbandes der Bündner Fleischfabrikanten: «Die Jahresproduktion Bündnerfleisch beträgt jährlich rund 2800 Tonnen. Um diese Menge herzustellen, braucht es 280‘000 Kühe.» In der Schweiz gebe es nicht genügend Kühe, weshalb die Produzenten auf Importfleisch angewiesen seien, betont Andrea Mani. Er sieht darin auch keine Täuschung am Kunden: «Denn auf den Packungen wird immer speziell erwähnt, wenn das Bündnerfleisch nicht aus Schweizer Fleisch produziert worden ist.»

Vom Bund abgesegnet

Bündnerfleisch darf mit ausländischem Fleisch hergestellt werden: Etwa ein Drittel der gesamten Produktion wird aus Schweizer Fleisch hergestellt, zu zwei Dritteln aus Importfleisch. Laut Andera Mani geht das Bündnerfleisch aus ausländischem Fleisch vorwiegend in den Export.

Das Bundesamt für Landwirtschaft kennt zwei Label zum Schutz von Schweizer Produkten: AOP steht für Produkte, die aus Schweizer Rohstoffen sind UND in der geschützten Region verarbeitet werden. Bei IGP dagegen muss entweder der Rohstoff ODER die Produktion im Gebiet erfolgen.

Will eine Region eines ihrer Produkte vor billigen Kopien schützen lassen, wendet sie sich an Patrik Aebi, Leiter Fachbereich Qualitäts- und Absatzförderung beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW). Er erarbeitet zusammen mit dem Antragsteller das Pflichtenheft zum Label. Patrik Aebi stört sich nicht daran, dass geschütztes Bündnerfleisch aus deutschem oder auch brasilianischem Fleisch hergestellt wird: «Das ist legitim so», sagt der BLW-Bereichsleiter, «es geht hier ja um den Schutz vom traditionellen Handwerk, und nicht primär um den Schutz von Schweizer Fleisch.»

Strengere Regeln ab 2017

Ab nächstem Jahr gilt für das IGP-Label eine strengere Richtlinie: Ab 2017 tritt die neue Swissness-Verordnung des Bundes in Kraft. Diese sieht vor, dass nur noch jene Produkte ein IGP-Zertifikat erhalten, die mindestens zu 80 Prozent aus Schweizer Erzeugnissen produziert worden sind. Das gilt aber nur für neue Zertifikate ab 2017. Das Bündnerfleisch darf nach wie vor mit Steinbock und Wappen werben, auch wenn es mit ausländischem Fleisch hergestellt worden ist. Der Bund hat hier eine Ausnahmeregelung geschaffen.

Bündnerfleisch ist teuer: Aus einem Kilo Rohfleisch verbleiben nach der Trocknung nur rund 500 Gramm Bündnerfleisch. Für ein Kilo Bündnerfleisch bezahlen Konsumenten in der Schweiz bis über 100 Franken. Pikant: Auch mit Importfleisch bleibt die Bündner Spezialität teuer. Warum ist Bündnerfleisch so teuer, auch wenn es aus Importfleisch produziert wird? «Mit dem Importfleisch machen wir in erster Linie Bündnerfleisch für den Export. Das in der Schweiz verkaufte Bündnerfleisch stammt in aller Regel aus Schweizer Kühen, alles andere ist eine Ausnahme», verteidigt Verbandspräsident Andrea Mani seine Bündner Produzenten.

«Kassensturz»-Zuschauer Beat P. findet keinen Gefallen am Bündnerfleisch aus Importfleisch: «Der Steinbock auf der Packung müsste doch eigentlich eine deutsche oder brasilianische Kuh sein. Das Ganze ist auch noch behördlich abgesegnet. Für mich ist das ein Etikettenschwindel.»

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Studiogespräch mit Patrik Aebi vom Bundesamt für Landwirtschaft
Aus Kassensturz vom 26.01.2016.
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