Für Druckerpatronen mit drei Mal längerer Lebensdauer wirbt die Firma Global Office Systems GmbH. Nach Preislisten sucht man auf ihrer Internetseite aber vergebens. Zufall oder Strategie? Christian Meng vom Architekturbüro Gisel & Partner AG in Arbon hat den Versprechungen von Global Office Systems geglaubt. Doch der Toner habe den Geist aufgegeben wie jeder andere. «Von drei Mal länger halten keine Spur», sagt Christian Meng.
Gleich viel Tonermaterial
«Kassensturz» wollte es genau wissen. Im Test: der Toner HP Q2610A. Preis im Fachgeschäft: rund 140 Franken. Gewicht vor dem ersten Einsatz: 1280 Gramm. Das Produkt der Firma Global Office Systems GmbH kostet 369.90 Franken. Es soll aber mindestens drei Mal länger drucken. Gewicht vor dem ersten Druckauftrag: 1200 Gramm. Das Originalprodukt von HP verspricht eine Druckleistung von 6000 Seiten. Der Toner von Global Office Systems soll also 18 000 Seiten drucken.
Die Probe aufs Exempel: Stimmen die Versprechungen von Global Office? Weit gefehlt: Im ersten Test machte das Fabelprodukt von Global nach 5996 Seiten schlapp. Noch schlimmer beim zweiten Versuch: Nach 5600 Seiten geht nichts mehr beim Produkt von Global Office. Und dies verwundert nicht. Das Leergewicht des Originaltoners von HP: 1000 Gramm. Das Leergewicht von Global: ebenfalls 1000 Gramm. Also war gleich viel Tonermaterial in beiden Tonerkartuschen.
Betrügerisches Gebaren
Der Global-Toner kostet fast drei Mal mehr, obwohl keine bessere Leistung als bei HP-Original. Für Juristin Doris Slongo ist klar: «Das ist eine Täuschung des Kunden. Das ist ein Verstoss gegen Gesetz unlauterer Wettbewerb und damit strafbar.» In diesem Fall müsse gar vom schwereren Delikt Betrug ausgegangen werden.
«Kasstensturz» wollte die Global Office GmbH mit den Vorwürfen konfrontieren. Doch an der Niederlassung in der Schweiz, in Oberbüren bei St. Gallen, herrschte Funkstille. Die Firma Global schreibt: «Uns ist keine Kundenreklamation dieser Art bekannt. Wir versprechen nicht generell eine drei Mal längere Druckleistung. Einerseits würden wir damit bestimmte Produkte falsch deklarieren, andererseits haben manche Produkte eine noch höhere Performance.»
«Hartnäckig, aufsässig»
Nicht genug mit falschen Versprechungen: Die Global Office Systems GmbH betreibt Telefonmarketing, welches an Telefonterror grenzt. Andrea Nell von der Kindergrippe Kita Centralpark in Luzern hat mit den Tonerversprechungen der Firma Global ebenfalls Bekanntschaft gemacht: «Sie haben mir innerhalb eines halben Jahres drei Mal angerufen, mich belästigt, mich bedrängt.» Als «aufsässig» erlebte auch Christian Meng die Telefonverkäufer: «Auch wenn man freundlich sagte, kein Bedarf, brachte es nichts. Am nächsten Tag klingelte das Telefon wieder.»
Ausdauernd sind bei dieser Firma nur die Verkäufer – aber nicht die Tonerkassetten. Zum Vorwurf, sie betreibe Telefonterror, sagt Global Office Systems: «Wenn es solche Vorfälle gegeben hat, möchten wir uns bei den Betroffenen entschuldigen.»