Zwei Millionen Franken hat die Migros ausgegeben, um ein neues Brot zu entwickeln, das fünf Tage lang so frisch sein soll «wie am ersten Tag». Das Konsumentenmagazin «Espresso» von Radio SRF 1 legt das neue Migros-Hightech-Brot Michael Kleinert vor. Er ist Lebensmittel-Ingenieur und Brotexperte an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW in Wädenswil.
Nicht herausragend, aber «grundsolid»
Was Brotsensoriker Michael Kleinert beim Test als erstes auffällt: Das Happy Brot, das «Espresso» am Morgen des Testtages frisch gekauft hat, muss bereits zwei bis drei Tage im Regal gelegen sein. Geschmacklich ist das Happy Brot, das es in einer hellen und einer ruchen Variante gibt, für Kleinert nicht herausragend, aber «grundsolid».
Nach fünf Tagen noch verblüffend feucht
Verblüfft ist der Brotexperte hingegen beim Testen des fünf Tage gelagerten Happy Brotes. «Der Unterschied zwischen alt und neu ist tatsächlich gering», zeigt sich Experte Michael Kleinert überrascht. «Ein Brot verliert immer Wasser, doch es ist erstaunlich, wie feucht es nach fünf Tagen noch ist.»
Frappant ist der Unterschied vor allem, wenn man das alte Happy Brot mit einem fünf Tage alten normalen Halbweiss- oder Ruchbrot vergleicht. Im Küchentuch gelagert sind letztere massiv ausgetrocknet. Im Plastiksack hingegen bleiben auch die Frischbrote während fünf Tagen relativ feucht. Ob sich der doppelte Preis für das neue Spezialbrot der Migros lohnt, ist deshalb fraglich.
Knusprigkeit fehlt vollkommen
Hauptkritik am neuen Brot der Migros ist jedoch die fehlende Knusprigkeit. «Gerade für Schweizer Konsumenten ist die Knusprigkeit als Zeichen von Frische zentral», so Brotsensoriker Kleinert. Doch die neu entwickelte Brotsorte der Migros ist weder am ersten noch am fünften Tag knusprig.
Stutzig wird der gelernte Bäckermeister und studierte Lebensmittelingenieur beim genauen Betrachten der Verpackung. Die Konsumenten werden angewiesen, das Produkt nach dem Öffnen bei maximal 5 Grad zu lagern. «Total verkehrt», meint der Brotexperte, «denn Brot altert bei den Temperaturen im Kühlschrank am schnellsten!»
Fazit?
Geschmacklich solid, anhaltende Feuchtigkeit, fehlende Knusprigkeit – und doppelt so teuer wie herkömmliche Frischbrote aus hellem und ruchem Mehl. Michael Kleinert ist skeptisch, ob sich die hohen Investitionen für die Migros auszahlen werden: «Ich bin mir nicht sicher, ob sich genug Käuferschichten finden, die so etwas kaufen wollen.»