Claudia Schiesser karamellisiert in ihrer Küche Zucker für eine gebrannte Creme. Am Küchentisch sitzt ihr Bub Andreas, er isst gerade ein Joghurt. Da passiert es. Die Pfanne auf dem Herd explodiert. Die Wucht der Explosion drückt Claudia Schiesser zur Seite, reisst ihr die Brille von der Nase. Viel schlimmer trifft es ihren zehnjährigen Sohn. Der heisse Zucker spritzt Andreas mitten ins Gesicht. Mit schweren Verbrennungen kommt er ins Kinderspital nach Zürich. Mehrere Operationen muss der Bub über sich ergehen lassen. Fünf Wochen liegt er im Spital. Er wird für immer gezeichnet sein.
Drohendes Leck
Eine Duratherm-Pfanne von Kuhn Rikon explodiert. Wie ist das möglich? Empa-Experten haben die Pfanne von Claudia Schiesser untersucht. Einen Material- oder Herstellfehler können sie nicht feststellen. Aber: Die Duratherm ist doppelwandig, eine spezielle Konstruktion. Durch den täglichen Gebrauch kann es passieren, dass ein Leck entsteht. Die Folge: In den Hohlraum zwischen den beiden Wänden dringt Wasser ein, beim Kochen wird es erhitzt. «Es hat sich ein hoher Druck aufgebaut. Das hat den Berstdruck im Zwischenraum überschritten. Daraufhin explodierte der Topf», sagte Empa-Experte Rolf Winkler zum «Kassensturz».
140 Explosionen
Andreas ist das jüngste Opfer. Aber längst nicht das einzige. Seit 2007 ist das schon der dritte Vorfall, den «Kassensturz» aufdeckt. Und jetzt bestätigt Kuhn Rikon sogar: Von den über 2 Millionen verkauften Pfannen sind 140 explodiert. Vorerst aber verzichtet die Schweizer Firma auf einen Rückruf der Durotherm. Es bestehe kein Produktmangel: «Die Pfannen sind bei sachgemässem Gebrauch sicher und das Risiko eines Unfalls ist ausserordentlich gering.» Der Unfall mit Andreas sei der schlimmste in der über dreissigjährigen Geschichte von Duratherm mache die Firma tief betroffen, sagt Kuhn Rikon.