Die Familie Ismajli leistete sich mit dem Einzug in die neue Wohnung auch einen neuen LCD-Fernseher. Einen Philips der neusten Generation. Da sie das Geld für den teuren Fernseher nicht auf einmal zur Verfügung hatte, bot der Fust-Verkäufer einen Vertrag an: Die Ismaijlis könnten während zwei Jahren 321 Franken pro Monat bezahlen. «Er sagte, dass danach der Fernseher uns gehöre», so die junge Mutter.
Plötzlich forderte Fust das Gerät zurück
Familie Ismajli unterschrieb den Vertrag und stotterte den Fernseher ab. Gesamtkosten: teure 7700 Franken. Doch damit nicht genug: Nach 24 Monaten forderte Fust das Gerät zurück. Es sei bloss gemietet. Wenn die Familie den Fernseher behalten wolle, müsse sie ein weiteres Jahr bezahlen.
Schliesslich gab die Familie 11500 Franken aus. Frau Ismajli ist verärgert: «Das hätte ich nie gedacht von Fust. Diese Firma zockt mit ihren Mietverträgen Leute ab. Ich verstehe nicht, warum die so etwas tun.»
Vom Barkauf abgeraten
Auch Monika Wyss aus Riehen hat schlechte Erfahrungen mit Fust gemacht. Sie wollte eine Waschmaschine kaufen und bar bezahlen. Das Geld hatte sie bereits zur Seite gelegt. Doch der Fust-Verkäufer redete ihr den Barkauf aus. Er meinte, ein Mietkauf käme Frau Wyss günstiger, weil der Service inbegriffen sei. Sie willigte ein. Sie glaubte, die Waschmaschine koste total 2359 Franken. So, wie es im Vertrag geschrieben stand.
Gesamtbetrag wurde nie genannt
Doch Frau Wyss täuschte sich: «Am Schluss wäre die Rechnung auf 3600 Franken gekommen. Der Verkäufer hat mir diesen Betrag nie gesagt. Und auch nicht, dass der Vertrag drei statt zwei Jahre läuft.»
Merkwürdig: Im Vertrag ist eine Mindestdauer von 12 Monaten markiert. Monika Wyss muss drei Jahre bezahlen. Das steht jedoch nirgends. Verwirrend auch: Auf dem Formular ist nicht ein Kaufpreis eingetragen, sondern ein Versicherungswert. Dieser suggeriert einen Kaufpreis.
Fust-Verkäufer sind begeistert vom Mietsystem
Fust-Verkäufer schwatzen Kunden scheinbar unklare Verträge auf. Damit muss der Kunde doppelt so viel bezahlen wie beim Barkauf. Peter Müller, Verkaufsleiter Fust, rechtfertigt sich: «Es gibt nun mal Verkäufer, die Fan sind von diesem Mietsystem. Denn sie wissen genau, dass da die Reparatur inbegriffen ist. Wenn man Pech hat, können sehr teure Reparaturenkosten anfallen, und so bezahlt der Kunde nichts.»
Ziel: Langfristige Kundenbindung
Mario Roncoroni, Geschäftsleiter der Berner Schuldenberatung, prüfte für «Kassensturz» die Verträge. Sein Urteil ist eindeutig: Fust täuscht offensichtlich ihre Kunden. «Es riecht stark nach Abzahlungsgeschäft. Wirtschaftlich gesehen ist der Sinn und Zweck solcher Verträge, die Leute dazu zu bringen, nicht vorzeitig aus dem Vertrag auszusteigen.»
Peter Müller von Fust widerspricht: «Da sind wir ganz klar anderer Meinung. Es ist ein Mietvertrag. Der Kunde bezahlt monatlich seine Miete und kann monatlich aussteigen.» Ausserdem bezahle Fust die Reparaturen, das könne also kein Abzahlungsgeschäft sein.
Fust hält an bewährtem Mietvertrag fest
Familie Ismajli und Frau Wyss mussten einen massiv überteuerten Preis für ihre Geräte bezahlen. Und sie sind nicht die einzigen, die über die undurchsichtigen Mietverträge von Fust verärgert sind.
Fust meint dazu: «Die Einzelfälle bedauern wir natürlich. Aber seit 40 Jahren bieten wir unseren Mietvertrag an, und wir haben mittlerweile über eine halbe Million zufriedene Kunden.»